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Selbstoptimierung ist Quatsch. 5 Dinge, die Du stattdessen tun kannst

Mehr Karriere, mehr Leistung, mehr Fitness: Selbstoptimierung liegt im Trend. Warum die Haltung dahinter die Psyche ziemlich strapazieren kann – und was Du stattdessen tun kannst.

Selbstoptimierung

Möglichst erfolgreich, gutaussehend und gesund sein, das wollen wir. Und arbeiten eifrig daran – mit Coaching, Biohacking, Tracking, Diäten oder Meditation. Wir befinden uns im Zeitalter der Selbstoptimierung, sagt die Trendforschung.  

Tatsächlich ist der Begriff ziemlich umstritten. Oft werden Selbstoptimierer eher als Opfer einer kopflosen Selbstausbeutung belächelt, in einer Leistungsgesellschaft, die alles Menschliche ökonomisiert. Auch der Duden definiert Selbstoptimierung als eine übermäßige (!) freiwillige Anpassung an äußere Zwänge, gesellschaftliche Erwartungen oder Ideale.  

Und doch stehen auch die Skeptiker:innen unter uns irgendwie unter dem Einfluss des Optimierungs-Kultes. Täglich sehen wir perfekte Körper, Wohnungen, Lebensläufe und Morgenroutinen. Immer gibt’s irgendwen, der schlauer, schlanker, erfolgreicher oder spiritueller ist als wir – was bereits Teenager depressiv macht. Vielleicht haben wir dazu noch das Unglück, zu einem Freundeskreis zu gehören, in dem wir niemals über Probleme sprechen. Oder einen Job zu haben, in dem Fehler, Rückschläge oder Schwächen Tabu sind.   

Natürlich ist nichts falsch daran, sich weiterentwickeln zu wollen, mehr Kompetenzen zu erlangen oder die eigene Gesundheit zu verbessern. Entscheidend ist jedoch die Haltung dahinter: Stimmt diese nicht, kann Selbstoptimierung unter Umständen krank machen. 

Wann Selbstoptimierung unglücklich macht…:

  • Wenn sie an Deiner Persönlichkeit vorbeigeht: Manchmal sind wir zurecht fasziniert von den Erfolgen anderer Menschen. Der Wunsch, es ihnen gleichzutun, kann sich jedoch als Trugschluss erweisen. Wenn wir fremden Werten oder unrealistischen Zielen hinterherrennen, führen sie uns oft von unseren eigenen Stärken weg.  
  • Wenn Du Dich ständig vergleichst – und Dein Selbstwertgefühl darunter leidet: Befasst Du dich ständig mit Deinen angeblichen Defiziten, was Deine Stimmung Richtung Keller drückt? Auf Dauer eher ungesund.   
  • Wenn Perfektionismus Dich unter Druck setzt: Wer seine Belastungsgrenzen nicht akzeptiert, sich selbst keine Fehler oder Schwächen erlaubt, ist auf dem besten Weg Richtung Erschöpfung, Überlastung oder Burnout.  
  • Wenn Du keine Freude am Prozess hast: Dein Ziel mag noch so schön erscheinen, aber wenn der Weg dahin Dich todunglücklich macht, solltest Du es noch einmal überdenken.  
  • Wenn Du Dich öfter mit unschönen Gedanken beschäftigst: Sorgen, Grübeln, Ärgern – drei ungünstige Denkprozesse, die auf Dauer nachweislich unglücklich und krank machen.  

…und wie Du den Selbstoptimierungswahn vermeiden kannst:

1. Selbstreflexion: Auf die eigenen Werte besinnen:

Was liegt Dir wirklich am Herzen? Was heißt für Dich ein gutes Leben? Und passen diese Vorstellungen wirklich zu Deiner Persönlichkeit? Was im Leben tatsächlich wichtig ist – Freundschaft, Liebe, Menschlichkeit, Kreativität – lässt sich oftmals nicht herkömmlich „optimieren“ – aber Du kannst mehr davon in Dein Leben lassen. 

2. Fokus verlagern:

Das Thema Fokus ist entscheidend für Dein Wohlbefinden, denn worauf Du Dein Augenmerk richtest, wird größer und gewinnt an Bedeutung. Denkst Du ständig an Deine vermeintlichen Defizite und geißelst Dich selbst, fühlst Du Dich naturgemäß schlechter. Statt Dich auf einen idealisierten Zustand zu konzentrieren, der nur mit Entsagung zu erreichen ist, frag Dich: Was soll in mir wachsen? Und nicht: Was soll ich in mir vernichten? 

3. Realistische Ziele setzen:

Findest Du Dich selbst „zu emotional“? Vielleicht ist es kein realistisches Ziel, so zu werden wie der Dalai Lama. Eine gewisse Veranlagung muss man einfach mal akzeptieren. Doch: Daran zu arbeiten, zuerst kurz durchzuatmen, bevor du in die Luft gehst, und es mit der Zeit immer und immer öfter zu machen: ein gutes Ziel

4. Gelassenheit statt Perfektionismus:

Du wirst niemals perfekt sein. Du wirst Fehler machen. Veränderungen sind schwierig und dauern. Eine gewisse Akzeptanz für die eigene Menschlichkeit ist ein Zeichen der Reife. Anstatt ins Extreme zu verfallen, lerne, die Goldene Mitte wertzuschätzen – und Dir selbst eine Freundin zu sein statt dem strafenden Kritiker

5. Selbstmanagement statt Selbstoptimierung:

Wenn es darum geht, schlechte Gewohnheiten zu ändern, ein wenig gesammelter und produktiver durch den Tag zu gehen, hilft es wenig, sich selbst fertig zu machen. Ganz praktisch gibt es jede Menge Tools, die helfen: Von der richtigen Routine, mit regelmäßigen Pausen, die Deinen Biorhythmus berücksichtigt bis „Chunking“ – große Aufgaben in kleine Stückchen (Chunks) aufteilen. Und, ganz wichtig: Achte auf Deine Denkmuster! 

Ist Selbstoptimierung schlecht?

Kurz gesagt: Sich verbessern zu wollen ist weder gut noch schlecht. Du solltest Dir immer die Frage stellen, warum Du etwas optimieren möchtest. Setze den Fokus auf die Dinge, die Dich glücklich machen, anstatt Dich für fremde Ziele unter Druck zu setzen.

Augner, C., Selbstoptimierung ist auch keine Lösung. Patmos, 2020.  

Balandis, Oswald, und Jürgen Straub. 2018. „Selbstoptimierung Und Enhancement“. Journal für Psychologie 26 (1):131-55. https://doi.org/10.30820/8247.09. 

Haidt, Jonathan (2021), The Dangerous Experiment on Teen Girls. URL: https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2021/11/facebooks-dangerous-experiment-teen-girls/620767 (Abrufdatum: 10.03.2022)  

„Selbstoptimierung“ auf Duden online. URL: https://www.duden.de/node/164300/revision/435963 (Abrufdatum: 10.03.2022) 

Wells, A., Metakognitive Therapie bei Angststörungen und Depression. Beltz, 2011.

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