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Krankschreibung wegen Stress

Die Anzahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen ist in den letzten Jahren gestiegen. So weit muss es aber nicht kommen – auch bei Stress kannst Du Dich bereits unter gewissen Umständen krankschreiben lassen.

Krankschreibung wegen Stress

Ständige Erreichbarkeit, hoher Leistungsdruck, zu wenig Ausgleich im Job – diese und viele weitere Faktoren sind unter anderem dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen sich aufgrund von psychischen Erkrankungen krankschreiben lassen. Die Dauer einer Krankschreibung aufgrund psychischer Belastung beträgt im Schnitt 38,9 Tage, kann aber individuell stark variieren. Doch geht es auch früher, sich krankschreiben zu lassen – sprich: bei zu viel Stress?

Ist eine Krankschreibung wegen Stress "ok"?

Ok und sogar gut ist, was dazu beiträgt, Deine Gesundheit langfristig zu erhalten. Wenn also eine Krankmeldung dazu beiträgt, Deine Leistungsfähigkeit wieder herzustellen und die psychischen Auswirkungen von dauerhaftem Stresserleben zu reduzieren, gibt es keinen Grund, sich deshalb selbst ein schlechtes Gewissen einzureden. Das Gute ist: Den Grund für eine Arbeitsunfähigkeit musst Du Deinem Arbeitgeber nicht mitteilen. 

Ob Du wegen körperlicher oder psychischer Probleme arbeitsunfähig geschrieben wirst, macht also keinen Unterschied. Auch aus der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) selbst wird nicht ersichtlich, aus welchem Grund Du ausfällst. Lediglich die Ausfertigung für die Krankenkasse beinhaltet diese Information.

Psychische Erkrankungen sind auch heute noch gesellschaftlich nicht so akzeptiert wie physische. Deshalb geht für viele Arbeitnehmende die Vorstellung, sich wegen psychischer Belastung infolge von starkem Stress krankzumelden, mit einem Gefühl von Scham einher. Zumal nicht bei jedem Menschen die gleichen Stressoren zur gleichen Belastung führen:

Die individuelle psychische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, spielt hier eine große Rolle. Die Angst vor Stigmatisierung, Unverständnis von Kolleg:innen, die Angst vor einer Kündigung – aber auch ein Gefühl, der eigenen beruflichen Rolle und den Erwartungen von außen nicht gerecht zu werden: All das trägt oft dazu bei, dass wir so lange “ausharren”, bis es nicht mehr geht.

Wenn Du den Stress ignorierst – häufige Symptome:

Es einfach “auszuhalten” ist natürlich nicht gerade sinnvoll. Du solltest nicht davor zurückschrecken, Dich wegen akuter Erschöpfung oder anderer psychischer Probleme krankschreiben zu lassen. Denn wissenschaftliche Studien zeigen, dass vor allem chronischer Stress mit einer Vielzahl körperlicher und psychischer Beschwerden im Zusammenhang steht:

  • Erschöpfung
  • Kopfschmerzen
  • Kreislaufprobleme
  • Verspannungen
  • Rückenschmerzen
  • Magenschmerzen
  • Verdauungsbeschwerden oder
  • Schlafstörungen
 

Langfristig kann der Stress Dich in ein Burnout führen, das in der Regel zu einer länger andauernden Arbeitsunfähigkeit mündet und auch im Privatleben deutliche Spuren hinterlässt. Daher sollte die eigene Gesundheit immer Priorität haben vor Anforderungen des Arbeitgebers oder auch den eigenen Ansprüchen an sich selbst.

Wenn die belastenden Faktoren kontinuierlich aufs Gemüt schlagen und sich sogar psychische und körperliche Erschöpfungssymptome zeigen, ist es an der Zeit, sich eine Verschnaufpause zu gönnen. So kannst Du außerdem Zeit und Kraft für neue Perspektiven gewinnen und kommst womöglich auf Ideen, wie Du besser mit den Stressoren umgehen kannst – oder wie Du sie beseitigst.

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Wie lang kann man wegen Stress krankgeschrieben werden?

Da gibt es keine einfache Antwort drauf, denn wie schwer eine Belastung ist und wie lange Du brauchst, um Dich wieder fit zu fühlen, ist ganz individuell. Hier spielen vor allem Faktoren, wie die persönliche Resilienz, mit rein und ob Du Symptome schon länger ignorierst.

Besitzt Du wirksame Strategien, um mit Deiner psychischen Belastung umzugehen, kann eine Krankschreibung von einigen Tagen bereits hilfreich sein. Vorausgesetzt, Du nutzt die Zeit effektiv für Dich. Im Falle eines Burnouts kann eine Krankschreibung jedoch auch mehrere Monate andauern.

Wende Dich am besten vertrauensvoll an Deinen Arzt und schildere Deine Situation etwas genauer. Nur so kann er oder sie genau einschätzen, was zu tun ist.

Warum ist eine Krankschreibung wegen Stress sinnvoll, aber nicht die endgültige Lösung?  

Jedoch ist eine Krankschreibung infolge von Stress meist keine endgültige Lösung. Oft haben wir auf die äußeren Bedingungen, die möglicherweise zu einer psychischen Belastung beitragen, keinen Einfluss. Umso wichtiger ist es, zu erkennen, was wir tatsächlich verändern und wie wir das konkret angehen können. 

Es kann helfen, sich langfristige, professionelle Hilfe zu suchen, die über ein Arztgespräch im Rahmen der Krankschreibung hinausgeht. Andernfalls verfällt man oft schnell in die immer gleichen Denk- und Handlungsmuster zurück. Wer ein Bewusstsein für ineffiziente Denkprozesse entwickelt und an diesen arbeitet, ist ebenfalls im Vorteil – denn so können wir deutlich gesünder mit Stress umgehen.

So oder so ist es gut, die entsprechenden Warnsignale rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechend zu handeln – um den gesundheitlichen Folgen von chronischem Stress und einer möglicherweise langfristigeren psychischen Belastung entgegenzuwirken.

Was kann ich ansonsten noch tun? Und wann sollte ich aktiv werden?

Stress lässt sich nicht dauerhaft vermeiden – weder im Beruf noch im Leben. Und das muss er auch gar nicht. Dass wir auf Anforderungen mit Herzklopfen oder zum Beispiel Verdauungsproblemen reagieren, zwischendurch unkonzentriert oder gereizt sind, ist völlig normal und manches davon evolutionstheoretisch sogar sinnvoll.

Ein Leben ohne Stress ist weder möglich noch sinnvoll. Wichtig ist es jedoch, einen gesunden Umgang mit stressigen Situationen zu finden. Das kann von der Anwendung der Losgelösten Achtsamkeit bis hin zur grundlegenden Strukturierung des beruflichen Alltags reichen.

In jedem Fall solltest Du nicht erst dann tätig werden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und Du kurz vorm Burnout stehst. Eine gute Idee ist, vorbeugend und gezielt ausgleichende Aktivitäten in den Tagesablauf zu integrieren. Im Idealfall bevor sich erste psychische oder körperliche Auswirkungen zeigen. Aber gerade dann gilt: Schamgedanken ignorieren – denn sie sind weder hilfreich noch zielführend – eigene Denk- und Handlungsmuster hinterfragen und die eigene Gesundheit wieder zu priorisieren.

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Schneiderman, N., Ironson, G., & Siegel, S. D. (2005). Stress and health: Psychological, behavioral, and biological determinants. Annual Review of Clinical Psychology, 1, 607– 628. 

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