Über die Frage, was uns Menschen glücklich macht, zerbrechen wir uns den Kopf, seit uns einer gewachsen ist. Und inzwischen haben wir ganz gute Antworten gefunden. Die Zeit mit guten Freund:innen zum Beispiel: Wer stabile soziale Beziehungen hat, ist im Schnitt deutlich zufriedener und sogar gesünder. Ein stabiles Einkommen, eine gute Gesundheit, ein interessanter Job – natürlich trägt all das zu unserem Wohlbefinden bei.
Und doch gibt’s viele Menschen, die all das haben – und doch unglücklich sind. Oder glauben, sie könnten glücklicher sein.
Der Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit
Und hier kommt der subtile Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit ins Spiel. Im Duden wird Glück als eine „angenehme und freudige Gemütsverfassung“ definiert, die eintritt, wenn man „in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat“ – beziehungsweise als ein „Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung.“ Wer verliebt ist, gerade befördert wurde, sich im Wald an der Natur erfreut oder etwas gekauft hat, wofür man lange gespart hat, kennt dieses Glücksgefühl.
Das Problem: Es hält nicht allzu lange. Die Phase der Verliebtheit währt nur kurz, die nächste Beförderung macht schon weniger euphorisch, gehen wir täglich im selben Wald spazieren, langweilen wir uns mit den ganzen Bäumen. Und dass Konsum auf Dauer nicht glücklich macht, wissen wir inzwischen auch.
Jagen wir dem Glück hinterher, erreichen wir oft das Gegenteil: Wir machen uns unglücklich. Wenn wir den Anspruch haben, uns ständig optimieren zu müssen, aus unserem Potenzial, Beziehungen oder Freizeit-Erlebnissen alles, aber auch wirklich alles auszuquetschen – entsteht Druck, der eher unglücklich macht. In Zeiten von Social Media ist dieser Perfektionismus ins Unermessliche gestiegen. Überall gibt’s Menschen, die es besser machen als wir und täglich führen sie uns vor, wie glücklich auch wir sein könnten, wenn wir uns nur etwas mehr Mühe geben würden.
Was trägt zu einem zufriedenen Leben bei?
Wer einen Sinn in seinem Leben sieht, sich in die Welt eingebunden fühlt, dem oder der fällt es leichter, Ziele zu setzen und für sich positive Werte zu definieren. Und wenn wir wissen, nach welchen Werten wir leben wollen, was unsere Aufgaben im Leben sind – sind wir langfristig zufriedener.
Je harmonischer unsere Beziehungen sind, desto besser fühlen wir uns. Ein stabiles soziales Netz, ganz gleich, ob Familie, Partnerschaft oder innige Freundschaften, macht zufriedener und auch resilienter.
Wer anderen hilft, ob im engen Kreis oder etwa bei einem Ehrenamt, steigert sein Wohlbefinden nachhaltig. Auch weil das die gefühlte Bindung zu unserer Umwelt erhöht und wohl die meisten Menschen altruistisches Verhalten als einen ihrer Werte definieren würden.
Die heutige Arbeitswelt ist zwar oft von Stress geprägt, aber: Berufstätigkeit ist tatsächlich eine Quelle von Wohlbefinden. Wer einer abwechslungsreichen Tätigkeit nachgeht, die zwar herausfordert, aber nicht dauerhaft erschöpft, ist wesentlich zufriedener im Leben.
Eine wahrlich gute Nachricht: Mit dem Alter steigt unser subjektives Wohlbefinden. Womöglich auch, weil wir im Alter lernen, uns mit dem zufrieden zu geben, was wir haben.
Zufriedenheit: Eine nützliche Fähigkeit
Deshalb sollten wir lieber auf Zufriedenheit setzen. Zufriedenheit wird in der Psychologie als die Übereinstimmung zwischen einer Erwartung und dem tatsächlichen Erleben einer Handlung bezeichnet. Klingt unpoetisch, ist aber in Wirklichkeit eine ziemlich gute Fähigkeit: Die Dinge, realistisch einzuschätzen und sich mit dem zufrieden zu geben, was gerade möglich ist.
Grundsätzlich sind wir zufriedener, wenn wir uns die grundlegenden Dinge unseres Lebens wie Job, Arbeitszeiten, Wohnort- und Situation, Partnerschaft oder unseren gesundheitlichen Zustand selbst aussuchen können. Das ist meistens auch möglich, jedoch nicht immer. Manchmal müssen wir Kompromisse eingehen. Wer Situationen annehmen kann, die man gerade nicht ändern kann – ohne toxisch positiv Probleme schönzureden – und auch dann Handlungsmöglichkeiten ausloten und sich auf das konzentrieren kann, was gerade geht, statt was man alles nicht hat, kann ein zufriedenes Leben führen.
Zufriedenheit ist kein Stillstand
Für viele klingt Zufriedenheit nach Resignation. Aber auch wer zufrieden ist, kann nach mehr streben. Zufriedenheit ist kein Stillstand. Im Gegenteil: Um zufrieden zu sein, müssen wir Dinge tun, die uns zufrieden machen, sprich, im Einklang mit unseren Werten stehen. An Zufriedenheit müssen wir genauso aktiv arbeiten: Unseren Interessen nachgehen, harmonische Beziehungen pflegen, uns auch mal Herausforderungen stellen. Wer zufrieden im Leben ist, lebt meist ein reiches, interessantes, vielfältiges Leben – das Gegenteil vom Stillstand. Nur eben in aller Seelenruhe.
Wenn wir auf Zufriedenheit setzen, jagen wir eben nicht mehr dem nächsten Kauf, beruflichen Erfolg, Urlaub und so weiter hinterher. Was, zugegeben, in der heutigen Zeit der unendlichen Möglichkeiten auf unseren Bildschirmen, eine große Herausforderung sein kann.
Forschende gehen davon aus, dass zwischen 30 und 50 % von den Genen bestimmt ist. Den Rest haben wir selbst in der Hand. Was nicht heißt, dass „jeder seines Glückes Schmied ist“ – es gibt schließlich kein Leben ohne Rückschläge und unerwartete Krisen. Nicht immer glücklich oder zufrieden zu sein ist normal. Doch wir können immer daran arbeiten, Zufriedenheit zu lernen.
Zufriedener werden: Fähigkeiten, die dabei helfen
1. Achte auf deine Aufmerksamkeit
Es hilft, sich auf Dinge zu fokussieren, die Du als bereichernd empfindest, die Dir Freude bringen oder – ganz pragmatisch – einfach gerade dran sind. Was nicht heißt, dass Du Probleme ausblenden sollst. Aber Dich eben auch nicht zu jeder Tageszeit damit beschäftigen. Der mentale Fokus auf etwas, das Dir spannend und wichtig erscheint, oder hilft, ein Ziel zu erreichen, sei es im Job oder privat, etwa bei einem Gespräch mit Freund*innen oder einem guten Buch, bringt Dich in einen Flow. Du bist im Hier und Jetzt – und das macht zufrieden. Also: Weniger auf Probleme oder eigene Unzulänglichkeiten fokussieren und mehr auf die bereichernden oder zielführenden Dinge.
Gelingt Dir noch nicht so gut? Ein Aufmerksamkeitstraining könnte helfen.
2. Gedankenmuster im Griff haben
Auch der schönste Moment im Leben kann unbemerkt an Dir vorbeiziehen, wenn Du dabei gedanklich um Probleme kreist. Wenn Du oft zum Grübeln, Ärgern oder zu Sorgen neigst, verdirbst Du Dir die Laune und raubst Dir Kraft. Schaffst Du es, das abzustellen, setzt Du geistige Kapazitäten frei, und gewinnst Kraft, etwas an deiner Lage zu verändern, wenn das Dein Wunsch ist.
Gedanken loslassen: Geht das? Ja – mit Losgelöster Achtsamkeit.
3. Akzeptanz statt Perfektionismus
Du wirst niemals perfekt sein – sonst wärst Du ganz schön langweilig. Du wirst Fehler machen, Veränderungen werden Dir schwerfallen und Rückschläge werden Teil Deines Lebens sein. Natürlich solltest Du aktiv etwas tun, um die Dinge zum Besseren zu wenden. Manchmal geht das aber gerade nicht. Oder es lohnt sich unterm Strich nicht, weil die Veränderung Dich zu viel kosten würde. Eine gewisse Akzeptanz an den Tag zu legen hilft, Deinen Stresspegel zu senken und Dich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren – was, wie oben erwähnt, zufriedener macht 🙂
Gutes für die Psyche: Weniger ärgern.