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Identifikation: Deine Gedanken sind nicht real

Dir wird schon schlecht, wenn Du an den nächsten Zahnarzttermin denkst? Der bloße Gedanke an eine Pizza lässt Dir das Wasser im Mund zusammenlaufen? Das nennt sich Identifikation: Du erlebst Deine Gedanken als real. Erfahre, was dieser Zustand mit Deiner Mental Health zu tun hat – und wann Du mental von etwas Distanz profitieren würdest.

Akzeptanz Resilienz

Wir alle sind in der Lage, unsere Gedanken oder die inneren Filme als sehr real zu erleben. Diesen Zustand bezeichnet die Psychologie als Identifikation. Wir sprechen auch davon, Gedanken identifiziert wahrzunehmen.  

Sprich: Du erlebst Deine Innenwelt als sehr real und hast wenig oder keine Distanz zu Deinen Gedanken. So beeinflussen sie Deine Wahrnehmung, Deine Gefühle und Dein Verhalten. Im Zustand der Identifikation erlebst Du Deine Gedanken nicht als Gedanken, sondern als Tatsachen: Du befolgst sie, Du glaubst ihnen.  

Das kann Dich beflügeln und motivieren, etwa wenn Du an eine Person denkst, in die Du verliebt bist. Oder an Deine beruflichen Erfolge. Oder an die Pizza, die Du Dir sofort holen musst.  

Es kann Dich aber auch viel Energie kosten, die Laune trüben und Dich auf Dauer gedanklich in Szenarien verharren lassen, die Dir nicht guttun – zum Beispiel, wenn Du Dir Katastrophen im Kopf ausmalst. Oder Dich ewig über etwas ärgerst du, was Du nicht verändern kannst.  

Deshalb ist es hilfreich, Deine Gedanken a) wahrzunehmen und b) Dich bei Bedarf besser von ihnen distanzieren zu können. Dieser Modus nennt sich Losgelöste Achtsamkeit – dazu gleich etwas mehr.  

Identifikation und Kopfkino: Ein Beispiel aus dem Alltag  

Du stehst vor dem Abschluss eines wichtigen Projekts, doch Dir läuft Die Zeit davon.  

Mit Blick auf die Arbeit, die noch auf Dich wartet, kommentiert Dein Kopf:  

“Ich schaffe das nicht rechtzeitig.”  

Ganz automatisch tauchst Du in Dein persönliches Kopfkino ab.  

Du siehst plötzlich, wie Du die Deadline verpasst.  
Du spürst es: Deine Arbeit kommt nicht gut an.  

Auf einmal zweifelst Du an Deiner eigenen Kompetenz. Ein wachsendes Unbehagen breitet sich aus. Du wirst hektisch, kannst Dich nicht konzentrieren, bist völlig gestresst.  

Dass ein Gedanke wie: “Ich schaffe das nicht rechtzeitig” in Deinem Kopf auftaucht, ist nicht ungewöhnlich, wenn eine Deadline näher rückt.  

Auch dass Du diesen Gedanken identifiziert wahrnimmst und Dir vielleicht etwas unwohl dabei wird, ist zunächst unproblematisch. Die meisten Gedanken im Alltag erleben wir nämlich im Zustand der Identifikation.  

Die Frage ist: Wie gehst Du nun damit um? 

Du hast die Wahl: 

  • Springst Du auf den Gedanken auf und lässt Dich von ihm verrückt machen?  

oder 

  • Gehst Du auf Abstand und nimmst den Gedanken als das wahr, was er ist? Sprich: Nur einen Gedanken. Sozusagen ein Denkangebot Deines Kopfes – welches erstmal nicht unbedingt viel mit der Realität zu tun haben muss.

Das Training metakognitiver Fähigkeiten stärkt unter anderem Dein Bewusstsein dafür, dass Du Dich entscheiden kannst:  

Erlebst Du Deinen Gedanken weiterhin im identifizierten Zustand, gibst Dich dem Gedanken also hin? Oder betrachtest Du ihn aus der Haltung der Losgelösten Achtsamkeit?  

Die losgelöst achtsame Haltung ermöglicht Dir eine neue Perspektive. Sie hilft, Deinen Fokus zielorientiert auszurichten – sprich, Dich darauf zu fokussieren, was gerade wirklich wichtig ist, anstatt Dich etwa von unschönen Gedanken in Beschlag nehmen zu lassen.  

So kannst Du Dich einfacher von störenden Gedanken befreien, die Dir Deine Kraft rauben und Dich nicht weiterbringen. Das schafft Freiraum in Deinem Kopf. Und hilft, produktiv und motiviert zu bleiben, besser abzuschalten, und Dich auf das konzentrieren, was in dem Moment wirklich wichtig ist.  

Kurz gesagt: Diese Haltung hilft Dir, Deinem Alltag nachzugehen und Herausforderungen gelassen und souverän zu meistern.  

Die Identifikationsfalle 

Wenn Du keine Distanz zwischen Deinen Gedanken und Dir hast, erlebst Du Deine Gedanken wie gesagt intensiver – quasi mit Haut und Haar. Identifikation ist per se nichts Schlechtes: Malst Du Dir beispielsweise berufliche Erfolgserlebnisse in der Zukunft aus, sorgt Identifikation mit Deinen Gedanken vielleicht dafür, dass Du Enthusiasmus, Euphorie oder Vorfreude empfindest. Das macht Dir gute Laune, beflügelt Deine Arbeitsleistung.  

Tückisch kann es jedoch werden, wenn Du dadurch den Fokus auf das, was aktuell zu tun ist, verlierst. Die Forschung zeigt: Auch Hochmotivierte können scheitern – nämlich dann, wenn sie vor lauter Euphorie die Hürden nicht berücksichtigen oder bagatellisieren. 

Je länger Du in ungünstigen Denkprozessen verharrst, oft ohne es überhaupt mitzubekommen, desto intensiver können Deine Gefühle hochkochen. Diese starken Emotionen können wiederum weitere nicht hilfreiche Verhaltensweisen begünstigen. Also alles, was wir so tun, wenn wir uns schlecht fühlen: Verdrängen, zu viele Süßigkeiten konsumieren, Streit anzetteln oder wichtige Dinge vernachlässigen.   

Mentale Flexibilität in der Arbeitswelt 

Die Fertigkeit, sich von den eigenen ungünstigen Gedanken und Denkmustern zu distanzieren, ist eine situationsübergreifende Schlüsselfertigkeit für Führungskräfte, Mitarbeitende oder Selbstständige. Warum?  

Gegenfrage: Wie oft sind Menschen unfähig, auf die andere Person einzugehen, weil sie sich zu sehr über ihr Verhalten ärgern? Oder alles, was sie sagt, als Angriff interpretieren? Wie oft hören wir vor allem das, was wir hören wollen? Oder spulen bei Konflikten einen eigenen Film ab, der verzerrt, was wirklich los ist? 

Wenn Personen mit unterschiedlichen Perspektiven aufeinandertreffen, und in identifizierter Haltung gepaart mit intensiven Emotionen verharren, verlaufen Gespräche nicht selten ergebnislos. Sprich: Jede:r beharrt auf dem eigenen Standpunkt. Und oft mit erhitzten Gemütern.  

Ohne die Fähigkeit, flexibel in eine losgelöst achtsame Haltung zu wechseln und sich zu distanzieren, verhärten sich schnell die Fronten. Das begünstigt Konflikte, Missverständnisse und steht ziel- und lösungsorientierten Gesprächen im Weg. 

Losgelöste Achtsamkeit hilft, sich auf die Perspektive des Gegenübers einzulassen. So kannst Du besser zuhören. Und lässt Dich weniger von der Triade Sorgen-Ärgern-Grübeln gefangen nehmen, die Deinen Blick für die Realität trübt.  

Aufmerksames lösungsorientiertes Zuhören erfordert ein gutes Selbstmanagement im Umgang mit den eigenen Gedanken und Emotionen. Das bedeutet eben die Fähigkeit, sich von den eigenen Gedanken zu distanzieren. Die ist ungemein hilfreich. Mehr noch, sie ist eine Schlüsselfertigkeit, die in jeder Form der zwischenmenschlichen Kommunikation Vorteile bringt – ob in Freundschaften, Beziehungen oder im Job.  

Wer in der Lage ist, sich aus ineffektiven Denkprozessen zu befreien, kann zudem die eigene Energie effektiv einsetzen. Sprich: Prioritäten sinnvoll setzen, bessere Entscheidungen treffen, und den eigenen Umgang mit Stress nachweislich signifikant verbessern. Ob Führungskraft oder Berufseinsteiger:in – diese Fähigkeiten werden in der heutigen Welt immer wichtiger.  

Fazit

Identifikation kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein. Oft kann sie uns aber auch das Leben schwerer machen. Es ist wichtig, ein Bewusstsein für ungünstige Denk- und Verhaltensmuster zu entwickeln. Frage Dich: Ist dieser Gedanke zielführend? Oder verrenne ich mich in einem Gedankengang und werde blind für Alternativen oder zunehmend emotional? 

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