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Gesund führen – auf die Soft Skills kommt es an

Gute Führung ist eng mit Gesundheitsförderung verknüpft. Was sie ausmacht und warum Soft Skills und metakognitive Fähigkeiten nicht nur für Führungskräfte, sondern für das gesamte Team die Basis einer gesunden Arbeitskultur sind.

Gesunde Führung

Warum gesundheitsfördernde Führung wichtiger ist denn je

Arbeit ist laut mehreren repräsentativen Befragungen der größte Einflussfaktor auf das psychische Wohlbefinden. Kein Wunder, dass die Bedeutung von Gesundheitsförderung in Unternehmen ebenfalls kontinuierlich zunimmt. Gesundheit wird als zentraler Faktor für den Erfolg eines Unternehmens betrachtet. Bei einer gesundheitsfördernden, salutogenen Führung geht es um mehr als das Wohlbefinden, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit oder Motivation der Mitarbeitenden oder die Attraktivität als Arbeitgeber. Können Unternehmen, deren Marktumfeld stark von Wettbewerb und Konkurrenzdruck geprägt ist, den Anforderungen einer dynamischen Arbeitswelt nicht nur dann bestehen, wenn ihre Mitarbeitenden und Führungskräfte eine resiliente Haltung gegenüber Anforderungen und Belastungen haben? Und ist diese gesundheitsfördernde Haltung nicht überhaupt erst die Voraussetzung dafür, Stress vorzubeugen und Unsicherheiten gegenüber dem Neuen abzubauen? – Eine der zentralsten Herausforderungen unserer Zeit.

Dem Wandel mit Neugierde, Offenheit und Resilienz begegnen

Langfristige Planungsphasen gehören zunehmend der Vergangenheit, oder wie John Lennon sagte: „Life is what happens to you while you are busy making other plans.“ So erfolgt die digitale Transformation beispielsweise emergent – das bedeutet, zukünftige Entwicklungen werden immer unvorhersehbarer. Veränderungen verlaufen nicht mehr linear. Sie können sich beschleunigen und lassen sich kaum aus dem bereits Bekannten ableiten. Auch die permanente Informationsflut stellt Herausforderungen dar, durch die Notwendigkeit, nach relevanten Informationen zu filtern, zu priorisieren und einen Weg zu finden, die eigene Aufmerksamkeit mit „Mut zur Lücke“ selbst in stressigen Situationen zu steuern.

Studien zeigen, dass flexibles Denken und effektives Handeln im Zusammenhang mit Zufriedenheit und Wohlbefinden stehen. Wer seine Gedanken, Denkmuster, Gefühle und Verhaltensweisen mit Distanz wahrnehmen kann, wird die eigene Aufmerksamkeit und Gedankengänge leichter steuern, komplexe Probleme, Veränderungen und Lernprozesse leichter bewältigen können.

Im Kontext gesunder Führung geht es überwiegend darum, gesundheitliche und mentale Belastungen zu erkennen und dann erst darum, sich mit den spezifischen Inhalten zu beschäftigen.

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Gesunde Führung bedeutet, sich selbst gut zu führen

Gesunde Führung ist – wie die Bezeichnung bereits sagt – in erster Linie Sache der Führungsebene. Aktuelle Befragungen zeigen, dass Führungskräfte einen genauso großen Einfluss auf das Wohlbefinden haben, wie Lebenspartner. Und zahlreiche Studien, Reviews und Meta-Analysen belegen: Führungskräfte beeinflussen die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden tatsächlich.

Mitarbeitende, die klare Kommunikation, Wertschätzung und Vertrauen von ihren Führungskräften erleben und Verständnis bekommen, sind seltener krank und fühlen sich gesünder. Umgekehrt erhöht schlechte Führung das Risiko für psychosomatische Beschwerden, mentaler Erschöpfung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Der sogenannten „Trickle-Down-Effekt“ beschreibt, dass die Stimmung von Vorgesetzten direkt auf ihre Mitarbeitenden abfärbt. Führungskräfte, die selbst überfordert oder gesundheitlich angeschlagen ist, können die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden weniger gut wahrnehmen und unterstützen. Für ein gesundes Arbeitsumfeld ist es deswegen unerlässlich, als Führung mit gutem Beispiel voranzugehen, anstatt ein schlechtes Vorbild zu sein.

Gesundheitsfördernd führen bedeutet in diesem Kontext, sich selbst zu kennen, zu steuern und zu reflektieren und ist somit stark mit Metakognition verbunden – also dem Verständnis über das eigene Denken. Denn gesunde Führung beinhaltet auch, die eigene Gesundheit als wichtige Ressource zu bewerten, sich des eigenen Gesundheitszustandes in all ihren Facetten bewusst zu werden. Nur wenn Führungskräfte authentisch handeln, können Maßnahmen zur Gesundheitsförderung erfolgreich sein.

Wie gesunde Führung konkret aussieht, hängt immer von den Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Mitarbeitenden ab und ist somit in der Praxis sehr vielfältig. Sie ist jedoch vor allem eine Haltung: ein dynamischer Prozess, der Flexibilität und hilfreiche Distanz erfordert. Führungskräfte sollten Belastungen und Ressourcen erkennen, Lösungsstrategien entwickeln und eine Balance zwischen Leistungsanforderungen und Wohlbefinden schaffen.

Metakognition ist der Schlüssel für folgende Soft Skills:

Überzeugungen, Denkmuster und Aufmerksamkeit hinterfragen, regulieren und steuern. Mit etwas Übung wird es möglich, bewusst und aktiv Einfluss auf die eigenen Denkprozesse zu nehmen, statt passiv von ihnen gesteuert zu werden.

Urteilskraft stärken ist wichtiger denn je in einer Arbeitswelt, in der sich die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und automatisierte Aufgaben immer mehr etablieren. Die metakognitive Fähigkeit, sich zu distanzieren, hilft dabei, sowohl Zusammenhänge zu beurteilen, Fehler zu erkennen und Entscheidungen zu treffen, als auch vergangene Fehler leichter hinter sich zu lassen.

Bewusstsein und Handlungskraft stärken, Mit einem realistischen Verständnis für das eigene Denken fällt es leichter, „Overthinking“ – also jegliche Form von grübeln, hadern, zweifeln, sich sorgen oder übermäßig zu ärgern – abzustellen, ohne jedoch zu verdrängen. Das schafft Abstand zu belastenden Situationen oder Gedanken, fördert Erholung und eine Haltung, in der Akzeptanz und lösungsorientiertes Handeln Hand in Hand gehen.

Bessere Kommunikation und Empathie entstehen leichter, wenn eigene Gedanken, innere Überzeugungen und Gefühle wahrgenommen werden. Das führt auch dazu, sich leichter in die Perspektive von anderen hineinzuversetzen und weniger voreilige Schlüsse zu ziehen. Erkennen wir, dass unsere Sichtweisen subjektiv sind, wird es leichter alternative Perspektiven zu akzeptieren.

Positiver Nebeneffekt: Wenn Führungskräfte von ihren Mitarbeitenden als berechenbar erlebt werden, schafft das Vertrauen.

Erfahrungsgemäß nutzen viele Führungskräfte unbewusst bereits günstige metakognitive Denkmuster, sind handlungsorientiert und beschäftigen sich nicht unnötig mit belastenden Gedanken über die Vergangenheit und Zukunft. Für solche Führungskräfte kann es unverständlich sein, wenn Mitarbeitende auf vermeintlich logische Argumenten nicht reagieren. Die eigene Rationalität, auch bekannt als der „Fluch des Wissens – Curse of knowledge“, kann der Kommunikation im Weg stehen und beschreibt die Schwierigkeit, die Perspektive anderer einzunehmen, weil man etwa „vergisst“, dass man selbst signifikant mehr Hintergrundwissen hat.

Positive Effekte nicht nur um Jobkontext

Metakognitive Fertigkeiten können trainiert werden. Sie ermöglichen einen gelasseneren Umgang mit Stress , erhöhen die Resilienz und werden deswegen beispielsweise gezielt im Leistungssport eingesetzt. Im Arbeitsalltag helfen sie Führungskräften, Stärken und Ressourcen, und auch Wissenslücken und Herausforderungen zu erkennen und gezielt anzugehen.

Gesunde Führung ist also nicht nur wichtige Zukunftskompetenz, sondern eine alltagsnützliche Haltung. Wer die eigenen Denkmuster versteht und steuert, schafft ein gesundes, leistungsförderndes Umfeld für sich und andere. Und da Selbstführung nicht nur in agilen Arbeitsumfeldern an Relevanz gewinnt und wir die Vorbeugung psychischer Erkrankungen uns alle betrifft, sind die Soft Skills einer guten, gesunden Führung im Grunde für alle im Team relevant.

Mentale Erschöpfung in Deutschland

 

Eine repräsentative Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe aus 2024, bei der 5.000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren befragt wurden, zeigt, dass fast die Hälfte der Menschen in Deutschland direkt oder indirekt von Depressionen betroffen sind. 24 Prozent gaben an, selbst erkrankt und diagnostiziert zu sein – das ist fast jeder Vierte. Weitere 26 Prozent haben nahe Angehörige, die unter depressiven Symptomen leiden. Auch Angststörungen nehmen zu.

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