Wir sind auf der Zukunft Personal Nord: 26.-27. März

Gedanken zu Unternehmenskultur und Betriebsklima – im Gespräch mit Personalberater Jürgen van Zwoll

Teil 3 unseres Gesprächs mit Jürgen van Zwoll, Senior Advisor ODGERS BERNDTSON

Unternehmenskultur

Frank Steinhoff: Unser Gespräch behandelte bisher insbesondere mentale Schlüsselfertigkeiten, die durch Lebenserfahrung oder gezielte Trainings erlernt werden. Als Personalberater und Coach hatten Sie Einblick in unzählige Unternehmen. Ich würde gerne mehr über Ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen erfahren und über die Wechselwirkungen zwischen den Mitarbeitenden und dem Unternehmen.

Jürgen van Zwoll: Es ist schon interessant, wie verschieden die Unternehmenskultur in unterschiedlichen Branchen sind. Das macht natürlich etwas mit den Menschen, die dort arbeiten. Es ist spannend zu sehen, wie sehr sich beispielsweise Stahlkonzerne und die Menschen, die dort arbeiten, von Sport- und Freizeitkonzernen und ihren Mitarbeitenden unterschieden. Das sind ganz unterschiedliche Typen, die einem dort begegnen.

Catrin Bartel: Im Idealfall ist die Unternehmenskultur den Anforderungen der Branche gut angepasst und Mitarbeitende passen gut zum Unternehmen und umgekehrt. Leider können Teams und Unternehmenskulturen schnell auch dysfunktional werden. Das sind auch Themen für addisca, denn mit mehr Kenntnis über die eigenen Denk- und Verhaltensmuster – etwas Nachhilfe in Psychologie sozusagen – lassen sich Konflikte entschärfen und konstruktiv kanalisieren. Dafür haben wir gute Beispiele.

Jürgen van Zwoll: Ich kann mir vorstellen, dass Sie unterstützen können, wenn Unternehmen merken, da ist irgendwo Jürgen van ZwollHandlungsbedarf, da sind einige Dinge ein bisschen dysfunktional geworden. Wenn zum Beispiel Mitarbeiterbefragungen auf eine größere Unzufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld hinweisen.  Da müssen Betriebe irgendwie darauf reagieren, müssen Angebote anbieten. Gut, wenn Sie dazu beitragen können, dass die Menschen lernen, auch auf sich selbst zu schauen – also ihren eigenen Einfluss, ihre eigene Wirksamkeit auf das, was um sie herum geschieht, besser zu verstehen. Denn so viele Menschen glauben, sie seien unwirksam oder könnten nichts verändern. Und das ist nicht richtig! Kleine Veränderungsschritte, scheinbare Kleinigkeiten können schon viel in einer Gruppe verändern, das ist nicht zu unterschätzen.

Mental fit im Arbeitsalltag

Metakognition hilft, im Job gesund und gelassen zu bleiben. Erfahre, wie Du Deine eigenen metakognitiven Fertigkeiten trainieren kannst.

Whitepaper herunterladen

Frank Steinhoff: Im betrieblichen Umfeld wird bekanntermaßen zwischen Verhältnis- und Verhaltensprävention unterschieden. Wir sind davon überzeugt, dass beide im Kopf beginnen: Andere Denkmuster führen zu anderem Verhalten und ermöglichen auch neue Verhältnisse.

Natürlich kann es auch manchmal für beide Seiten sinnvoll sein, sich zu trennen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Teilnehmer unserer Workshops, der mit der Situation in seinem Unternehmen sehr unzufrieden war. Und kurze Zeit danach hat er sich beruflich verändert, ganz im Sinne von Henry Ford „Love it, change it or leave it“. In dem Leitspruch fehlt eigentlich nur die Akzeptanz, also „or accept it!“. Es mag paradox erscheinen, aber die Beobachterperspektive erleichtert es, sich auf eine der vier Alternativen emotional einzulassen. Eine Haltung, die wir in den Trainings vermitteln. Die Situation ist natürlich völlig anders, wenn in Abteilungen oder gesamten Unternehmen die Unzufriedenheit groß ist. Dann ist es Aufgabe der Geschäftsführung, die Rahmenbedingungen für Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu verbessern.  Vielleicht gibt auch der Krankenstand dazu Hinweise, denn Studien zeigen, „AU-Häufigkeit wandert auch mit der Führungskraft“.

Jürgen van Zwoll: Natürlich können Unternehmen Dinge und Parameter verändern, die dazu beitragen, dass die Person glücklicher ist. Aber vielleicht ist es ja manchmal auch, wie Klarheit in einer Beziehung. Es gibt Menschen, die kommen irgendwie zusammen, erklären sich jetzt als ein Paar. Lernen sich dann besser kennen und stellen dann nach einer gewissen Zeit fest: „Da gibt es doch ein paar wesentliche Grundhaltungen, die sehr unterschiedlich sind, die wir nicht krampfhaft zur Deckung bringen können oder wollen – also gehen wir besser wieder auseinander“. Das ist ja nicht per se etwas Schlechtes. Wenn sie sich von vornherein selber klar gewesen wären, wer sie eigentlich sind, wären sie möglicherweise gar nicht erst zusammengekommen. Ich spreche aus Erfahrung. Diese Klarheit hilft und dafür ist es nie zu spät: Der Mensch ist nie „fertig“.

Catrin Bartel: Für diese Klarheit ist es wichtig das „Kleine Einmaleins – wie tickt unser Hirn“ zu kennen. Tatsächlich wissen viele Menschen darüber viel zu wenig.  Gerade bei Problemen verlieren wir uns schnell in einem gedanklichen bzw. emotionalen Labyrinth und finden den Ausgang nicht. Wenn Menschen die Lebenserfahrung fehlt, selbstständig aus diesen Denklabyrinthen herauszukommen, helfen Erlebensübungen, die erlebbar machen: „Ach okay, das geht auch anders, das wusste ich gar nicht, das war mir nicht bewusst!“. Denn unser Kopf macht uns nun mal täglich zigtausende Denkangebote. Wir können aber selbst  eine Auswahl treffen, womit wir uns befassen.

Jürgen van Zwoll: Ein „Im-Kopf-Menü“ sozusagen.

Catrin Bartel: So formulieren wir das tatsächlich in unseren Trainings. Wir beschreiben es mit der „Kellner-Metapher“: Der Kopf-Kellner bietet uns bildlich gesprochen auf einem Tablett zigtausend Gedanken am Tag an. Wir können entscheiden, mit welchen Gedanken wir uns beschäftigen. Das fällt vielen Menschen sehr schwer. Die Erkenntnis, eine Auswahl treffen zu können, kann schon zu befreienden „Aha-Erlebnissen“ führen. 

Jürgen van Zwoll: Das ist das Tolle am Leben – wir haben immer die Chance, etwas zu verändern. Manchmal brauchen wir Hilfe dafür, klar – aber es geht.

Das könnte Dich interessieren: