Bereits im ersten Teil unseres Gedankenaustausches mit Jonas von Ahn, Personal Trainer in Hamburg, wird deutlich, welch wichtige Rolle mentale Stärke für den Trainingserfolg spielt. Die Parallelen zum addisca Training, das übrigens auch von Leistungssportlerinnen und -sportlern genutzt wird, sind auffällig: Unabhängig vom Lebensbereich – es sind oft dieselben Schlüsselfertigkeiten, die über Belastbarkeit und damit auch Erfolg mitentscheiden.
Frank Steinhoff: Jonas, Du bist seit 14 Jahren als Trainer aktiv. Hat sich Dein Ansatz über die Jahre verändert?
Jonas: Auf jeden Fall. Ich habe in der Zeit mit ganz unterschiedlichen Menschen gearbeitet und verschiedene Methoden angewendet. Das hat meinen Ansatz natürlich stark geprägt und weiterentwickelt.
Frank Steinhoff: Inwiefern beschäftigst Du Dich neben körperlichen auch mit mentalen Aspekten des Trainings?
Jonas von Ahn: Beide sind definitiv relevant und sollten immer gemeinsam betrachtet werden. Nach meiner Ausbildung lag mein Fokus sehr stark auf der korrekten Ausführung der Übungen und einem „idealen Trainingsplan“. Heute lege ich viel mehr Wert darauf, die Menschen, mit denen ich arbeite, auch mental zu unterstützen. Es geht nicht nur darum, jemanden körperlich abzuholen, sondern auch mental – denn ein Training kann nur dann wirklich effektiv sein, wenn sich die Person auch mental darauf einlassen kann. Dabei ist es wichtig, die mentale Belastung ähnlich fein abzustimmen wie die körperliche Intensität. Eine zu hohe mentale Beanspruchung kann genauso überfordernd sein wie ein zu hartes körperliches Training. Umgekehrt darf die Herausforderung aber auch nicht zu niedrig angesetzt sein, damit Entwicklung möglich ist. Es kommt also darauf an, individuell einzuschätzen, was für die jeweilige Person in dem Moment am besten passt.
Frank Steinhoff: Was passiert, wenn diese Balance nicht stimmt? Ist das schon mal vorgekommen in den vielen Jahren?
Jonas von Ahn: Ja, solche Situationen kommen durchaus vor. Ein klassisches Beispiel ist, wenn man zu schnell zu viel erwartet – sei es körperlich oder mental. Zum Beispiel kann eine zu schwere Übung oder ein zu komplexer Bewegungsablauf dazu führen, dass sich jemand überfordert oder unsicher fühlt. Das kann schnell zu Frust führen und im schlimmsten Fall dazu, dass die Person die „Mission Sport“ ganz abbricht.
Catrin Bartel: Durch Deine Erfahrung mit unterschiedlichsten Menschen als Kundinnen bzw. Kunden bist Du vermutlich flexibler geworden in der Art, wie Du an das Training herangehst?
Jonas von Ahn: Ja, absolut. Es ist total wichtig zu berücksichtigen, dass jeder Mensch eigene Voraussetzungen mitbringt, sein eigenes Tempo und seine eigenen Grenzen hat. Und genau darauf muss ich eingehen. Das bedeutet auch, dass ich die Fähigkeit brauche, Menschen gut einschätzen zu können – wobei sich diese Einschätzung natürlich im Verlauf des Trainingsprozesses verändern kann, je besser ich eine Person kennenlerne.
Frank Steinhoff: Gibt es auch Menschen, zu denen Du keinen Zugang findest – wo vielleicht jemand anderer einen besseren Zugang hätte?
Jonas von Ahn: Ja, das kommt auf jeden Fall vor. Der Zugang zu Menschen ist etwas sehr Persönliches, und es gibt definitiv Personen, die grundsätzlich schwerer erreichbar sind – unabhängig davon, wer ihnen gegenübersteht. Grundsätzlich denke ich, dass ich gut darin bin, Menschen abzuholen und eine Verbindung aufzubauen – das ist ja auch ein wichtiger Teil meines Jobs. Aber manchmal passt es einfach nicht zu 100 %. Dann braucht es vielleicht jemand anderen, der besser zu der Person passt. Ich finde, das ist ganz normal. Am Ende muss jeder den Trainer oder die Trainerin finden, mit dem er oder sie sich wohlfühlt. Wichtig ist, dass die Chemie stimmt und Vertrauen entsteht. Sonst bringt das beste Training nichts.
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Fazit aus dem ersten Teil unseres Gesprächs: Für Jonas von Ahn ist klar – in einem effektiven Training gehören körperliche und mentale Aspekte untrennbar zusammen. Denn nur, wenn sich Menschen auch mental auf das Training einlassen können, kann nachhaltige Entwicklung gelingen.
Im zweiten Teil des Gesprächs werden die Parallelen zu metakognitiven Schlüsselfertigkeiten deutlich. Es deckt sich mit den Erfahrungen von addisca, dass mentale Blockaden im Sport die gleichen Ursachen haben wie Stress und Belastung im Berufsalltag.