Was beschäftigt Studierende heutzutage mental?
Die mentalen Herausforderungen sind vielfältig. Gerade bei Studienanfängern ist die biografische Übergangsphase zwischen Jugendalter und dem Erwachsenenstatus zentral. Themen wie die erste eigene Wohnung, Aufbau eines neuen sozialen Netzes, Leistungsanforderungen der Universität oder Selbstorganisation, aber auch steigende Lebenshaltungskosten – all das stellt junge Studierende vor neue Herausforderungen. Dadurch steigt das Stressempfinden und das emotionale Erschöpfungsgefühl. Zudem führen globale Risiken dazu, dass die mentale Gesundheit der Akademiker von morgen leidet.
25% der Studierenden fangen ihr Studium bereits psychisch belastet an. Wie kann man sich darauf vorbereiten?
Elementar für eine möglichst stressfreie Studienzeit ist eine belastbare Selbstorganisation. Ein gut strukturierter Tagesablauf hilft, dem Studien-, Prüfungs- und Alltagsstress vorzubeugen. Natürlich kann es trotz eines guten Konzepts immer wieder zu stressigen Phasen kommen. Das bringt das Leben einfach mit sich. Es ist wichtig, sich dann selbst wirksam zu regulieren und Skills anzuwenden, die dabei helfen, das Stresslevel zu senken. Meditation, regelmäßiger Sport, eine gesunde Ernährung und natürlich soziale Kontakte helfen dabei.
Gibt es auch Unterstützungsangebote seitens der Universität?
Die Universität Rostock bietet im Rahmen der mentalen Gesundheit für Studierende eine Vielzahl von Seminaren und Vorträgen an. Da lernen Interessierte, wie sie mit Prüfungsstress oder -angst umgehen können, oder wie eine fundierte Selbstorganisation im Studium funktionieren kann. Es gibt die Möglichkeit einer psychologischen Beratung und ein vielfältiges Bewegungsangebot im Rahmen des Hochschulsports.
Sie arbeiten schon seit vielen Jahren im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Was ist für Sie bei der Auswahl von Maßnahmen am wichtigsten?
Für die Auswahl von gesundheitsfördernden Maßnahmen ist es wichtig zu wissen, „wo der Schuh drückt“. Maßnahmen können nur dann Lösungsansätze bieten, wenn diese problemorientiert sind.
Das heißt im Klartext: Wir müssen wissen, wie es den Studierenden geht und was sie belastet. Aus diesem Grund führt die Universität Rostock mit dem Universitären Gesundheitsmanagement regelmäßig Befragungen durch. Wir nutzen Veranstaltungen, wie den Gesundheitstag, das Sommernachtssportfest, den Hochschulinformationstag oder den Campustag, um persönlich mit Studierenden ins Gespräch zu kommen und mehr über aktuelle Themen und Belastungen zu erfahren.
Was denken Sie: Eher BGM-Maßnahmen vor Ort oder online?
Es kommt immer auf das Thema an. Kurse mit dem Ziel einer Stressreduktion biete ich lieber in Präsenz an. Hier ergibt sich unter anderem in den Pausen die Möglichkeit, sich persönlich auszutauschen und eventuell nochmal gezielt zu beraten. Kurse, die lediglich auf Wissensvermittlung abzielen wie beispielsweise „Gesunde Ernährung“ können eher online angeboten werden.
Also keine eindeutige Präferenz?
Beide Formate bieten Möglichkeiten, haben aber auch Grenzen. Das Online-Format bietet weitaus mehr Flexibilität, BGM-Angebote in den Alltag zu integrieren. Kommunikation und Feedback sind aber lediglich eingeschränkt möglich. Maßnahmen in Präsenz schränken die zeitliche und örtliche Flexibilität ein, sind kostenintensiver, bedienen jedoch die zwischenmenschliche Ebene weitaus mehr.
Es gibt nicht DIE Schlüsselmaßnahme zur mentalen Gesundheit. Es ist wichtig, sich zielgruppenorientiert aufzustellen und die eigenen Angebote immer wieder zu hinterfragen, zu evaluieren – und gegebenenfalls auf sich ändernde Bedürfnisse anzupassen.