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BGM-Maßnahmen: 10 Tipps, um die Akzeptanz zu erhöhen

Gesund arbeiten? Gute Idee. Doch was, wenn Dein Team die Gesundheits-Angebote … einfach ignoriert? So stellst Du sicher, dass BGM-Maßnahmen wirklich akzeptiert werden – und im besten Fall tatsächlich was bringen.

Team Diskussion

Es lohnt sich, in Mitarbeitergesundheit zu investieren. Blöd nur, wenn Du als BGM-Manager:in oder HR-Person in Deinem Unternehmen neue Maßnahmen einführst, aber niemand sie in Anspruch nimmt. Wie stellst Du sicher, dass die Angebote auch wahrgenommen und besucht werden? Wir hätten da ein paar Tipps.  

Vorher solltest Du grundsätzlich schauen, ob die betrieblichen Bedingungen die Teilnahme irgendwie erschweren: Haben die Mitarbeitenden aufgrund von Personalmangel und zu hohem Workload das Gefühl, sich keine Zeit für Rückenkurse und Resilienz-Trainings nehmen zu können? Das erfordert womöglich viel Kommunikation, sowohl nach oben als auch nach unten – aber es ist wichtig, Freiräume dafür zu schaffen, ohne schlechtes Gewissen oder inneren Druck vor- oder nacharbeiten zu müssen.  

Natürlich ist es normal, wenn es zwischendurch auch mal hektisch zugeht. Aber wenn Überlastung ein Dauerzustand ist, ist es ein Weg zum Burnout – bald könnte es Krankschreibungen und Kündigungen regnen. Wenn Dein Team chronisch gestresst ist, vernichten Produktivitätsverluste und fehlender Fokus zudem jede Ersparnis, die der Personalmangel zunächst mit sich gebracht hat.  

Kurz: Für Prävention sollte immer Zeit sein. Sonst rächt sich das in der Zukunft.  

Neben menschlichen Arbeitsbedingungen gibt’s natürlich jede Menge, die Du tun kannst, um Dein Team zu stärken, von Fitnesskursen bis zu Mentaltrainings. Und so erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch angenommen werden – und den Menschen tatsächlich etwas bringen

BGM, das wirklich angenommen wird: Ein Leitfaden

  1. Analyse zuerst 

Was braucht Deine Belegschaft wirklich? Haben die Menschen Rückenschmerzen, weil sie zu viel sitzen oder körperlich schuften? Können sie schlecht abschalten und nehmen die Arbeit gedanklich mit nach Hause? Oder haben sie Jobs mit viel Verantwortung für andere, sodass sie sich selbst nach hinten stellen? Vielleicht kommen sie in ein Alter, in dem die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wichtig wäre? In erster Linie solltest Du die Mitarbeitenden selbst fragen, wo sie die größten Probleme sehen.  

Das heißt: Fange am besten mit einer externen Gefährdungsbeurteilung an – ist übrigens Pflicht. Mitarbeiterumfragen, gemeinsames Brainstorming oder Gesundheitschecks könnten weitere Baustellen aufzeigen. Eine Ideenbox ist immer eine gute Idee 🙂 Entscheidest Du Dich zwischen mehreren Maßnahmen, könntest Du das Team ebenfalls abstimmen lassen. So erhöhst Du die Chance, etwas zu buchen, das die Leute tatsächlich gern machen, bindest sie ein und gibst ihnen das Gefühl, gehört und wertgeschätzt zu werden – was auch den Teamgeist stärkt.  

  1. Ziele festlegen

Mit den Erkenntnissen aus Punkt 1 bewaffnet geht’s in die Planung: Was möchtest Du zuerst angehen? Vielleicht hast Du auch Vorgaben von oben: Krankenstand senken, Motivation erhöhen, Übergewicht reduzieren oder Resilienz trainieren. Auch hier gilt: Mitarbeitende fragen! Oft unterscheidet sich der Eindruck der Führung von der Wahrnehmung des Teams – und schließlich geht’s um ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit.  

Was tun? Lege zu Beginn ein oder ein paar Ziele fest – und überlege, wie Du den Erfolg messen möchtest. In vielen Fällen sprechen die Zahlen wie der Krankenstand für sich, in anderen müssen Fragebögen her.  

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  1. Zielgruppe(n) im Blick behalten 

Vom Auto aufs Rad umsteigen ist eine tolle Idee. Bevor Du aber Elektroräder verschenkst, frage kurz nach: Wohnen die allermeisten zu weit weg oder haben Knieprobleme, ist es vielleicht nicht der richtige Weg zu mehr Fitness. Ein Boot Camp ist vielleicht nicht das Wahre für Couchpotatoes, und eher nüchterne Menschen finden einen Achtsamkeitskurs vielleicht zu esoterisch. Das Gleiche gilt für digitale Trainings bei Teams, die keine Lust mehr auf Bildschirme haben. Da könnte ein Angebot in Präsenz mehr bringen. Kurz: Die Angebote sollten zur Zielgruppe passen. 

Nicht vergessen: Menschen sind verschieden. Passende Maßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen bringen auch die größte Akzeptanz. Bei begrenztem Budget solltest Du natürlich drauf achten, die größtmögliche Gruppe abzuholen. Mitarbeitende im Homeoffice brauchen vielleicht andere Maßnahmen als die vor Ort oder im Außendienst – ein modernes BGM für diverse Teams bietet vermutlich eine Mischung aus digitalen und analogen Maßnahmen.   

   

  1. Die Führung zu ihrem Glück führen  

Das Okay von der Geschäftsführung ist schon mal ein guter Anfang. Die direkten Führungskräfte sollten ebenfalls mitziehen. Schließlich haben sie eine große Vorbildfunktion und wirken als Multiplikatoren.  Nimmt der Chef oder die Chefin an den Angeboten teil und zeigt sich begeistert, motiviert das ungemein. So können die Angebote auch den Teamgeist fördern.  

Sprich: Hol die Führung ab. Gern auch mit einer Schulung oder einem Workshop nur für sie. Mach den Chef:innen klar, was sie und ihr Team davon haben, mitzumachen – und dass der Erfolg auch von ihrem Engagement und ihrer Kommunikation abhängt.  Übrigens kommen BGM-Angebote, die wissenschaftliche Wirksamkeit belegen, in der Führungsebene meistens sehr gut an. Und falls ihr einen habt: Vergiss nicht, auch den Betriebsrat einzubinden.

  1. Reden, reden, reden!

Die besten Angebote der Welt nützen nichts, wenn niemand davon weiß. Und gerade im hektischen Arbeitsalltag müssen wir Menschen eine neue Info oft mehrmals hören, damit wir sie nicht direkt wieder vergessen. Es reicht also nicht, eine E-Mail mit den wichtigsten Informationen zu versenden. Oder die Infos im Intranet “auszuhängen”, wo niemand sich je einloggt. Die gängigste Reaktion darauf ist nämlich: „Ach ja, da war ja was, sollte ich vielleicht mal durchlesen.“ Verbreite die Botschaft daher auf unterschiedlichsten Kanälen: Ein kurzer Impulsvortrag beim wöchentlichen Team-Meeting, eine Mail mit Informationen oder Zugangsdaten, Flyer, die auf Arbeitstischen oder in der Kantine verteilt werden, Workshops für Freiwillige mit verbindlichen Zeiten – und die oben erwähnten Führungskräfte sollten ebenfalls mitziehen.  

Außerdem: In den ersten paar Wochen tauchen vielleicht Fragen auf. Sammle sie und nutze das nächste Team-Meeting, um sie für alle zu beantworten. Stell Dich zudem darauf ein, dass es dauert, bis alle von einer neuen Maßnahme Wind bekommen. Deshalb: immer weiter promoten!

  1. Nicht vergessen: Das Warum

Ein Rückenkurs stärkt den Rücken, ein Mentaltraining den Geist – da gibt’s doch nichts zu erklären? Doch oft müssen die Menschen für die eigene Gesundheit sensibilisiert werden. Viele wissen nicht, dass es wahrscheinlicher ist, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben als im Autounfall. Was Resilienz bedeutet oder warum ein metakognitives Mentaltraining hilft, gelassener zu werden, ist ebenfalls nicht jede:m klar. Oft ignorieren wir auch eigene Beschwerden wie Schlafmangel oder Reizbarkeit, bemerken Überlastung erst, wenn es zu spät ist und wissen gar nicht, dass chronischer Stress auch physisch krank machen kann. Und oft – das weißt Du bestimmt selbst – müssen wir es eben noch und nochmal hören, damit wir endlich motiviert sind, unsere Gewohnheiten zu ändern.  

Das heißt: Eine kurzweilige, unterhaltsame Einführung, zum Beispiel als Workshop oder Webinar könnte helfen, die Akzeptanz der BGM-Maßnahmen zu erhöhen. Die Menschen sollen verstehen, was ihnen das alles bringt. Ein paar Daten und Zahlen lassen sich schnell recherchieren – achte darauf, dass sie wissenschaftlich untermauert sind.  

 

  1. Niedrigschwellig, bitte!

Eine Gesundheitsplattform, durch die man sich zwei Stunden klicken muss und für die man drei Passwörter braucht … da legst Du aber ganz schön viel Vertrauen in die menschliche Natur 🙂 Nichts gegen Optimismus. Aber wer ungern vor dem Bildschirm hockt, wird digitale Maßnahmen mit Zwei-Faktor-Authentifizierung und unzähligen Fragebögen zum Ausfüllen vielleicht links liegen lassen. Und wer sich 45 Jahre lang ungern bewegt hat, wird die nächste Team-Event-Kanu-Rallye vermutlich schwänzen. Und wenn das Yogastudio nur einstündige Kurse bietet und dazu noch am anderen Ende der Stadt liegt … 

Also: Mache es den Menschen einfach. Im Zweifel fange lieber klein an und führe Dein Team Schritt für Schritt an die neuen Angebote ran. Setze erreichbare Ziele: Meistens dauert es ein bisschen, bis die Menschen ihre Gewohnheiten ändern und sich die ersten Erfolge zeigen. 

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  1. Keine starren Kriterien

Die Fehlzeitenquote reduzieren: Klingt traumhaft. Und oft klappt das – aber es ist auch schon ein Erfolg, wenn sie nicht weiter steigt. Solche harten Zahlen sind nicht die einzige Messlatte für Erfolg. Mitarbeiterzufriedenheit könnte ein viel wichtigerer Indikator sein. Und natürlich ist jede:r Mitarbeiter:in, der oder die sich etwas mehr bewegt oder besser abschalten kann, ein Erfolg, der sich auf ganze Teams positiv auswirken kann.  

Bleib flexibel: Braucht es die Kooperation mit dem Fitnessstudio oder geht kaum jemand hin? Wäre fürs nächste Halbjahr womöglich die bewegte Mittagspause eine kostengünstige und umsetzbare Alternative? Oder braucht es doch noch ein wenig mehr Aufklärung? All das wirst Du rausfinden, wenn Du es ausprobierst – lass Dir Zeit und Raum für Verbesserungen und um aus Fehlern zu lernen.  

  1. Anreize!

Gamification, Wettbewerbe zwischen den Teams oder auch finanzielle Anreize können die Attraktivität der BGM-Angebote schlagartig erhöhen. Mit ein bisschen Kreativität werden die Maßnahmen zu einem Spiel und dementsprechend belohnt. Achte nur bitte darauf, dass etwaige Wettbewerbe nett ausgetragen werden und nicht … na ja, Du weißt schon.  

Achtung: Wir schlagen nicht vor, Präsentismus zu belohnen, wie manche Unternehmen das aus irgendwelchen Gründen tun. Aber eine halbjährliche Visite beim Betriebsarzt könnte Punkte einbringen, die die Mitarbeitenden dann für irgendwas Nettes einlösen könnten … Auch Angebote, wo Familienangehörige mitmachen, könnten stark motivieren – so etwas bringt auch Punkte auf der Employer-Branding-Skala.  

  1. Und zuletzt: Kein Zwang

Versteht sich von selbst, aber wir sagen’s vorsichtshalber trotzdem: Niemand mag sich bevormundet oder belehrt fühlen. Die Maßnahmen sollten nicht von oben herab aufgedrückt werden, sondern als nette, wertschätzende und freiwillige (!) Angebote präsentiert werden. Wenn die Mitarbeitenden sie nicht nutzen, werden sie ihre Gründe haben. Vielleicht macht jemand gerade eine Therapie und ist nicht bereit für noch mehr mentales Input oder eine Erkrankung macht Sport gerade unmöglich, über die die Person wirklich, wirklich nicht reden möchte. BGM-Maßnahmen können den Teamgeist fördern – aber achte darauf, niemanden vor lauter Ehrgeiz auszuschließen. Schließlich steht das Wohlbefinden der Belegschaft im Vordergrund und nicht die Besuchszahlen in Firmenkursen.  

Das heißt: Natürlich kannst Du – und solltest auch – nett nachfragen, was die Akzeptanz der Maßnahmen erhöhen würde. Aber der Spaß, nicht der Zwang, sollte im Vordergrund stehen. Niemand sollte sich unter Druck fühlen, an etwas teilzunehmen oder Gründe für das eigene Fernbleiben zu nennen.   

Seien wir realistisch: Du wirst nie die eine Maßnahme finden, bei der restlos alle mitmachen. Verbringe also nicht zu viel Zeit mit der Suche nach dem BGM-Nonplusultra, sondern mach Dich irgendwann an die Implementierung. Die Tatsache, dass der Arbeitgeber überhaupt etwas anbietet, ist schon eine Wertschätzung an sich. Die Mitarbeitenden können selbst entscheiden, ob sie diese annehmen oder nicht. Metaphorisch gesprochen kannst Du ihnen das Stützrad anbieten, fahren müssen sie schon selbst.   

Bechmann et al. (2011): Motive und Hemmnisse für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). Umfrage und Empfehlungen. Iga-Report 2011.  

Delizonna, L. (2017). High-Performing Teams Need Psychological Safety. Here’s How to Create It.  [online] https://hbr.org/2017/08/high-performing-teams-need-psychological-safety-heres-how-to-create-it   

Kraußlach et al. (2015). Praxisleitfaden zur Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Verlag Ernst-Abbe-Hochschule Jena.  

Thaler et al. (2008) Nudge: Improving Decisions about Health, Wealth, and Happiness, Yale University Press. 

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