Einige erprobte Mittel für besseren Schlaf: Etwa zur gleichen Zeit ins Bett gehen, eine entspannende Abendroutine pflegen und öfter ohne Wecker aufwachen. Viele andere Schlaf-Grundsätze stimmen hingegen nicht oder nur bedingt. Die wichtigsten Schlafmythen – und was die Wissenschaft zu ihnen sagt.
1. Der Schlaf vor Mitternacht ist der erholsamste
Das sagte bereits die Oma: Eine Stunde vor Mitternacht gleicht zwei Stunden nach Mitternacht aus. Jedoch gehen moderne Menschen immer später ins Bett, nicht zuletzt dank moderner Lichtumgebung, die unsere Rhythmen verschiebt. Wichtig für die Erholung ist aber nicht zwingend, wann wir einschlafen – sondern dass wir genug Tiefschlaf bekommen. Die Tiefschlaf-Phase folgt früh nach dem Einschlafen, unabhängig davon, wie spät es ist. Insofern ist der frühe Schlaf am erholsamsten, selbst wenn er nicht vor Mitternacht stattfindet. Dennoch sagen Schlafforscher wie Ingo Fietze, zwischen 22 und 24 Uhr ins Bett zu gehen sei am besten – weil die Körpertemperatur sinkt und die Konzentration der Schlafhormone steigt. Doch auch das kann sich je nach Chronotyp unterscheiden. Was jedoch wichtig ist: Wir brauchen Dunkelheit, um gut zu schlafen. Wer erst einschläft, kurz bevor es im Schlafzimmer hell wird, tut sich selbst nichts Gutes.
2. Wache ich müde auf, war mein Schlaf auch nicht gut
Viele von uns wachen morgens erschöpft auf – aber sagt es auch etwas über die Schlafqualität aus? Nein, viel aussagekräftiger ist die Tagesmüdigkeit. Fühlen wir uns im Verlauf des Tages überwiegend erschöpft, bräuchten wir womöglich mehr Schlaf. Wenn wir uns aber größtenteils normal fühlen, ist an unserem Schlaf auch nichts auszusetzen. Das Gefühl beim Aufwachen wird nämlich von der Schlaf-Phase bestimmt, aus der wir erwachen: Wachen wir aus der REM-Phase auf, fühlen wir uns erholt, werden wir in der Tiefschlaf-Phase wach, kommt meist ein Erschöpfungsgefühl.
3. Acht Stunden Schlaf ist das Nonplusultra
Trump, Macron und zahlreiche Silicon-Valley-Stars brüsten sich damit, mit vier oder fünf Stunden Schlaf auszukommen. Doch solche Fälle sind selten, genauso wie echte Langschläfer selten vorkommen. Das Schlafbedürfnis ist genetisch festgelegt – 99 Prozent der Menschheit brauchen zwischen 6 und 8 Stunden, ganz wenige kommen mit weniger aus oder brauchen mehr. Während Schulkinder gerne 12 Stunden schlafen, nimmt das Schlafbedürfnis mit dem Alter kontinuierlich ab. Sich eine kürzere Schlafdauer anzugewöhnen kann für Durchschnittsmenschen deshalb gefährlich werden, denn Studien zeigen: Wer dauerhaft unter 6 Stunden schläft, obwohl sie oder er mehr braucht, riskiert seine Herzgesundheit.
4. Schäfchen zählen hilft beim Einschlafen
Schlafmediziner:innen sind sich auch da einig: Das Schäfchenzählen kann gerne in die Kiste überholter Dinge wandern. Forscher:innen der Uni Oxford fanden heraus, dass Schäfchen zählen nicht beim Einschlafen hilft. Im Gegenteil, es kann sogar den Schlaf hinauszögern. Deutlich schneller schlafen diejenigen ein, die sich einen Strand, einen Wasserbrunnen oder eine andere entspannende Szenerie vorstellen.
5. Wer gut schläft, wacht nachts nicht auf
Da ist die Wissenschaft eindeutig: Auch die gesündesten Schläfer:innen unter uns wachen nachts öfter auf, sogar bis zu 28 Mal. Meist schlafen wir binnen Minuten wieder ein und erinnern uns nicht mehr daran. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Durchschlafen eine moderne “Erfindung” ist. Viele Quellen deuten darauf hin, dass Menschen im Mittelalter oft in zwei Phasen schliefen: Etwa um 21 Uhr gingen sie ins Bett, nachts wachten sie wieder auf und bleiben einige Stunden wach, bevor sie sich wieder ins Bett legten – diesmal bis zum Morgengrauen. Auch moderne Labor-Experimente zeigen, dass Menschen unter bestimmten Umständen zum bi-phasischen Schlaf neigen: Zum Beispiel, indem sie zwei Mal vier Stunden lang schlafen – und dazwischen putzmunter sind.