Was nicht so läuft, wie wir wollen, muss verändert werden. Diese Haltung hat uns Herzschrittmacher, Solarzellen und den Minirock beschert. „Akzeptiere ich nicht” ist ein Satz, der uns oft genug im Leben weitergebracht hat.
An sich großartig. Vieles können wir jedoch nicht ändern: die Vergangenheit, das Verhalten anderer, den Stau, in den wir geraten oder das schreiende Baby im Flugzeug. Das kann doch echt nicht sein – ein Gedanke, der manchmal eine Lawine der Frustration nach sich zieht. Die uns aber in vielen Fällen herzlich wenig bringt.
Die Kunst der Akzeptanz: Energie sparen fürs Gehirn
Ein Geheimrezept für mehr Gelassenheit ist längst erforscht und in der Praxis bekannt. Die Anonymen Alkoholiker bringen es auf den Punkt: Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst, habe den Mut, das zu ändern, was in Deiner Macht steht, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Auf den ersten Blick: Leichter gesagt als getan. Tatsächlich ist Akzeptanz jedoch eine Art Energiesparmodus – da wir auf unnötige Sorgen-, Ärger-, und Grübelprozesse verzichten, die uns mental auslaugen. Wir lassen los.
Was zunächst schwierig ist, wenn man innerlich kocht. Aber auf Dauer jede Menge Kraft spart.
Doch Akzeptanz kann noch viel mehr. Die Forschung zeigt, dass Akzeptanz unser Wohlbefinden entscheidend beeinflusst. Sie macht gelassener und stärkt unsere Resilienz. Mehr noch: Sie hilft uns oft, Ziele zu erreichen.
Denn Akzeptanz bedeutet nicht Passivität. Es geht nicht darum, sich alles gefallen zu lassen oder resigniert die Flinte ins Korn zu werfen. Vielmehr ist es eine bewusste Entscheidung, das Unveränderliche anzunehmen, ohne dabei die eigene Gestaltungskraft oder den Mut zur Veränderung aufzugeben. So entsteht Freiraum im Kopf – der hilft, Dinge zu verändern, die wir verändern können.
Und wie können wir Akzeptanz konkret praktizieren?
Der Umgang mit den Gedanken ist entscheidend
Akzeptanz fängt, genau wie Stress, im Kopf an. Der Umgang mit Deinen Gedanken wirkt sich auf Dein Gefühlsleben und Dein Verhalten aus. Sprich: Je länger Du auf einem frustrierenden Gedanken herumkaust, desto schlechter steht’s um Deine Laune, Dein Wohlbefinden und auf Dauer auch: Deine Mental Health.
Wenn Du dazu neigst, Dich öfter lange zu ärgern oder zu grübeln, macht Dich das unkonzentriert und gereizt. Es kostet Dich Deine innere Ruhe – und manchmal auch den Schlaf. Die Haltung der Akzeptanz kann helfen, diese Prozesse durchzubrechen.
Natürlich ist es nicht einfach, in einem akuten Frustrationsmoment Akzeptanz an den Tag zu legen. Aber diese Fähigkeit hat jede:r von uns – und mit etwas Übung wird es Dir immer besser gelingen.
Gedanken loslassen praktizieren
Beginne damit: Unangenehme Gedanken, die Du nicht kontrollieren kannst, nicht zu bekämpfen, sondern sie anzuerkennen. Und zugleich: Sie nicht weiterzudrehen. Sie vielmehr wie vorbeifahrende Züge oder Wolken zu akzeptieren, ohne sie besonders zu beachten. Dann gehen sie auch wieder vorbei – genau wie die unangenehmen Gefühle, die mit ihnen einhergehen.
Konkreter? Nehmen wir einen Kollegen, über dessen Verhalten Du Dich ärgerst. Es ist essentiell, den ersten Impuls von Ärger zu erkennen – den spontanen Gedanken, der uns durchfährt. Solche Gedanken sind völlig normal. Sie dürfen da sein. Du solltest nicht versuchen, sie zu verdrängen, wegzureden oder wegzuschieben. Das ist kontraproduktiv und funktioniert meist eh nicht auf Dauer.
Der Schlüssel liegt darin, nicht auf den Gedankenzug aufzuspringen, den Ärger-Gedanken als Denkangebot wahrzunehmen und bewusst zu entscheiden, ihn nicht weiter zu verfolgen. Die Fähigkeit, diesen Moment zu bemerken und bewusst zu entscheiden, Dich nicht weiter damit zu beschäftigen, weil es Dir dadurch noch schlechter gehen würde, kann ein erster Schritt aus der Ärger-Spirale sein.
Du solltest Dich natürlich nicht auch noch darüber ärgern, dass Du schon angefangen hast, Dich zu ärgern 🙂 Es ist nie zu spät, damit aufzuhören.
Dasselbe gilt für Sorgen: Es ist wichtig, das erste Aufkeimen von Sorgen zu bemerken – die leise Stimme der Unruhe, die sich schnell zu einem Sorgen-Konzert aufschwingt. Die Sorgengedanken sind an sich nicht schlimm – kein Gedanke ist schlimm, so abstrus er auch sein mag. Du solltest nur nicht allzu lange um Gedanken kreisen, die Dir nicht guttun und Dich auch nicht weiterbringen.
Metakognition hilft, im Job gesund und gelassen zu bleiben. Erfahre, wie Du Deine eigenen metakognitiven Fertigkeiten trainieren kannst.
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Diese Fähigkeit wird in der Psychologie als Losgelöste Achtsamkeit bezeichnet. Losgelöste Achtsamkeit bedeutet, dass Du Deine Gedanken und Gefühle wahrnimmst, ohne dich vollständig mit ihnen zu identifizieren.
Diese mentale „Tu-Nichts“-Haltung ermöglicht Dir, eine beobachtende Position einzunehmen, in der du erkennen kannst, dass Gedanken und Gefühle vergängliche Zustände sind – keine festen Wahrheiten. So stärkst du Deine Fähigkeit, bewusst zu wählen, auf welche Deiner Gedanken Du reagieren möchtest – und welche Du lieber loslässt.
Seien wir ehrlich: Auch wenn wir uns entscheiden, etwas zu akzeptieren, melden sich häufig weiterhin spontane Ärger- oder Grübelgedanken. Die beste Antwort darauf ist: “Danke, lieber Kopf, aber auf diesen Zug springe ich lieber nicht auf.” Nutzt Du die Losgelöste Achtsamkeit, klappt es auch mit der Akzeptanz besser.
Wichtig: Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir annehmen sollten, dass sich die Dinge niemals zum Besseren wenden. Es geht eher darum, die akute Situation so anzunehmen, wie sie ist. Den gegenwärtigen Moment anzuerkennen – und nicht wegdrücken zu wollen. Wir konzentrieren uns also auf das Hier und Jetzt. Und nicht auf das, was in der Zukunft passieren könnte.
So können wir klarer denken und geben unseren Gefühlen und Gedanken die Chance, sich von allein wieder zu beruhigen. Gefühle regulieren sich nämlich von selbst, wenn Du weißt, wie Du gut mit ihnen umgehen kannst.
Akzeptanz hilft, weiterzukommen – und Ziele gelassener zu erreichen
Akzeptanz hilft also, loszulassen – und uns auf das zu konzentrieren, was wir tatsächlich beeinflussen können. Und das wiederum hilft, unsere Ziele zu erreichen. Wie oft passiert es, dass wir uns in etwas verbeißen und einfach nicht weiterkommen. Mit Gelassenheit erreichen wir oft mehr, weil wir nicht einen Teil unserer Energie auf den selbstgemachten Stress ver(sch)wenden.
Erfahrene Führungskräfte und alle, die unter Druck arbeiten, kennen diese „Es darf jetzt echt nichts mehr schief gehen“-Haltung. Die sorgt oft dafür, dass Menschen sich in Details verbeißen – was alle demotiviert, den Fortschritt hemmt und natürlich oft für noch mehr Fehler sorgt. Mit Gelassenheit und Akzeptanz schaffst Du eine entspanntere Atmosphäre – was Dich natürlich schneller zum Ziel bringt.
Ein anderes Beispiel: Kämpft jemand mit Ängsten, ist es sinnvoller, akute Angstgefühle zu akzeptieren und nicht verdrängen zu wollen. Denn Verdrängung kann sie nur verstärken. Loslassen und fühlen, was da ist, sorgt in den meisten Fällen dafür, dass sich die akuten Gefühle wieder regulieren – und schneller verschwinden.
Mit dieser Haltung gewinnst Du mehr Gelassenheit und Klarheit im Alltag, stärkst Deine Resilienz und kannst Deinen Fokus öfter auf sinnvolle oder angenehme Gedanken und Aufgaben zu richten. Was Dir ermöglicht, Deine Ziele besser zu erreichen – und auch besser mental abzuschalten, weil Du nicht ständig im Kopf um Unangenehmes kreist.
Mehr über Losgelöste Achtsamkeit? Hier entlang.