Gesundheitsförderung kann Fehlzeiten um durchschnittlich 26 % reduzieren, wie zum Beispiel eine Auswertung der Initiative Gesundheit und Arbeit zeigt. Und gerade bei psychischen Belastungen sind die Ausfallzeiten besonders lang: Die Dauer psychisch bedingter Krankheitsfälle ist mit 38,9 Tagen mehr als dreimal so hoch wie bei anderen Erkrankungen.(1)
Betriebe, die mit Prävention zu lange warten, erliegen einem klassischen Denkfehler: dem Unterlassungseffekt. Das Nichtstun kostet sie nämlich richtig Geld. Allein die Produktionsausfall-Kosten in Deutschland sollen 2016 bei 12,2 Milliarden Euro gelegen haben. Ein OECD-Bericht schätzt die Gesamtkosten psychischer Erkrankungen in der EU auf über 600 Milliarden Euro. Allein Deutschland gehen damit rund 5 % der gesamten Wirtschaftsleistung verloren.(2) Zumindest ein Teil ließe sich durch gezielte Maßnahmen auffangen.
Darum ist Prävention wichtig
Wer in Gesundheit investiert, investiert in Leistungsfähigkeit: Die richtigen Maßnahmen können die Motivation der Mitarbeitenden erhöhen, was sich wiederum auf die Produktivität und die Qualität der Arbeit auswirkt. Auch dem Image tut’s gut: Heutzutage verläuft kaum ein Bewerbungsgespräch ohne die Fragen nach der Work-Life-Balance und Gesundheitsförderung.
Unternehmen, die auf Vorsorge setzen, machen in puncto Employer-Branding alles richtig. Die Reduzierung psychischer Belastungen hat zudem den Vorteil, dass sich damit auch physische, beziehungsweise psychosomatische Krankheiten langfristig reduzieren lassen.
Mögliche Vorteile von Prävention:
- Höhere Motivation und Mitarbeiterbindung
- Stärkung des Betriebsklimas
- weniger Fluktuation
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
- Vorteil in Zeiten von Fachkräftemangel und demographischem Wandel
Wie erkenne ich psychische Belastung am Arbeitsplatz?
Belastungen am Arbeitsplatz sind oft daran zu erkennen, dass die Betroffenen weniger konzentriert und leistungsfähig, dafür reizbar, demotiviert oder traurig sind. Zu den Aufgaben der direkten Führungskraft gehört auch, solche Belastungen zu erkennen, taktvoll anzusprechen und gegebenenfalls Lösungen anzubieten.
Was sind mögliche Ursachen für psychische Belastung am Arbeitsplatz?
- Konflikte oder Mobbing im Team
- Zu hoher Workload, oft durch Personalmangel
- Häufiger Zeitdruck und schlechte Planbarkeit
- Zu häufige Unterbrechungen
- Mangelnde Wertschätzung, schlechte Führung
- Unklare Anweisungen
- Fehlende Abgrenzung zum Privatleben
- Eigener Druck und Perfektionismus
- Geringe Stresstoleranz, schlechtes Selbstmanagement
- Lärm, Hitze oder Kälte, fehlende Rückzugsmöglichkeiten
- Arbeitszeiten und -bedingungen, zum Beispiel Schichtarbeit
Wie kann Prävention psychischer Belastungen aussehen?
Die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) unterscheidet zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention: Im ersten Fall geht es um die individuelle Ebene, im zweiten um die Maßnahmen, die die Arbeitsbedingungen betreffen. Jedoch bedingen und beeinflussen sich die beiden Ebenen gegenseitig.
Zur Verhaltensänderung können zum Beispiel Stressmanagement-Kurse beitragen. Diese helfen jedoch wesentlich mehr, wenn auch gesunde Arbeitsbedingungen etabliert werden: Arbeiten ohne zu viel Druck und ständige Störungen, offene Kommunikation, Wertschätzung und gesunde Führung. Um es mit den Worten der WHO zu sagen: Das Arbeitsumfeld ist so zu gestalten, dass es soziale Beziehungen fördert und Stresssituationen zu bewältigen hilft.
Übrigens: Seit 2009 gelten Steuervorteile für die betriebliche Gesundheitsförderung: Aufwendungen in Höhe von maximal 500 Euro pro Mitarbeiter und Kalenderjahr sind für den Arbeitgeber steuer- und sozialabgabenfrei (§ 3 Nummer 34 Einkommenssteuergesetz (EStG)).
Weitere Maßnahmen zur Erkennung psychischer Belastungen
Eine Gefährdungsbeurteilung ist ein bewährtes Instrument, um psychische Überlastungen zu erkennen, zumal sind sie Pflicht. Diese kann Mitarbeiterbefragungen umfassen, die eh nützlich sind: Die Menschen wissen meist am besten, wo sich etwas verbessern lässt und fühlen sich zudem wertgeschätzt, wenn sie gefragt werden.
Die Befragung kann in Form von Interviews, Fragebögen, Gruppenbefragungen oder Online-Umfragen geschehen. Wichtig ist, die ermittelten Probleme tatsächlich anzugehen: Zum Beispiel mit Workshops, die Lösungen erarbeiten, mit festen Zusagen, Zuständigkeiten und Folgeterminen, die auch schriftlich festgehalten werden können.
Gesundheitsberichte der Krankenkassen und Fehlzeiten-Erfassungen zeigen ebenfalls auf, wo etwas zu tun wäre. Oft unterschätzt ist zudem das individuelle Gespräch: Gerade für Motivation ist häufiges Feedback unerlässlich.
Stress entsteht im Kopf: Metakognition als Präventionsmaßnahme
Die oben angeführte Liste psychischer Belastungen zeigt: Der Kopf spielt eine entscheidende Rolle. Kurse und Schulungen können helfen, einen gesunden Umgang mit Stress zu erlernen. Viele Unternehmen bieten zwar Entspannungskurse an, etwa zu Yoga oder Meditation. Es ist jedoch möglich – und im Sinne der Prävention – früher anzusetzen: Damit die Belastung im besten Falle gar nicht erst entsteht.
Dafür sind unsere metakognitiven Fähigkeiten entscheidend – sie helfen nachweislich, besser mit Herausforderungen, Stress und Druck umzugehen und sich davon zu distanzieren. Der Fokus sollte deshalb auf dem Aufbau dieser Skills liegen: Dann helfen auch weitere Maßnahmen deutlich mehr.