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Mieses Arbeitsklima? So bleibst du gelassen(er)

Schlechtes Arbeitsklima und Dauer-Frust im Büro? Wie Du trotzdem die Ruhe bewahren kannst – und wann Du doch die Reißleine ziehen solltest: ein kleiner metakognitiver Leitfaden.

Mieses Arbeitsklima: Frau am Schreibtisch

Am liebsten wäre es uns, noch im Bewerbungsgespräch ein toxisches Arbeitsumfeld zu erkennen – und höflich den Rückzug anzutreten, bevor es uns einsaugt. Doch schlechtes Arbeitsklima hat viele Gesichter und ist oft erst nach einer gewissen Zeit zu durchschauen. Dahinter muss nicht einmal ein böser Wille stecken. Stimmen ein paar Dinge nicht, zum Beispiel die Kommunikation, die Arbeitsaufteilung oder die Team-Zusammensetzung, kann sich schnell Frust einschleichen – und mit der Zeit zu ungesundem Ausmaß hochschaukeln.  

Also, was genau macht ein schlechtes Betriebsklima aus und woran merken wir es? Einige Indikatoren sind zum Beispiel: 

  • allgemeine Unzufriedenheit: Gesenkte Köpfe, trübe Gesichter, eine unentspannte Stimmung  
  • oder auch das Gegenteil: übertriebene Höflichkeit – bis zum ersten Fehler 
  • Mangel an Wertschätzung, strafender Umgang mit Fehlern  
  • Unklare Arbeitsverteilung: doppelte Arbeit, „Jeder-arbeitet-vor-sich-hin“ oder „Niemand-fühlt-sich-zuständig“ 
  • Unterbesetzung und häufige Überstunden oder Dauer-Überlastung 
  • Anrufe im Urlaub oder nach Feierabend   
  • Fehlende Information über grundlegende Entwicklungen  
  • Wenn sich niemand traut, der Führungskraft zu widersprechen 
  • Ungelöste Konflikte, häufiges Aneinandergeraten im Team  
  • Gerüchte und Lästereien  
  • Mikromanagement und fehlendes Vertrauen  
  • Mangel an Verbindlichkeit: Niemand hält sich an Absprachen  

Natürlich gehören Probleme, Konflikte, nervige Kolleg:innen oder schwierige Zeiten auch mal zum Arbeitsalltag dazu. Wenn jedoch chronisch dicke Luft herrscht und sich Dein Magen sonntagabends anfühlt, als wären Steine drin, ist es vermutlich an der Zeit, etwas zu unternehmen.  

Und was kann Dir dabei helfen, auch dann gelassener zu bleiben, wenn das Arbeitsklima mies ist? Zunächst einmal: ein guter Umgang mit Deinen eigenen Gedanken.  

Gedankenkreisen abstellen: Der erste Schritt zur Lösung

Bevor Du wütend diesen Artikel wegklickst: Natürlich darfst Du manchmal auch Dampf ablassen und Austausch über Probleme gehört dazu. Doch solltest Du merken, dass Du immer wieder um dieselben Themen kreist, aber zu keiner Lösung kommst oder abends schlecht abschalten kannst, weil Du so viel über den Job nachdenkst – oder Dein:e Partner:in es auch nicht mehr hören kann … musst Du womöglich erstmal raus aus der Denkschleife.  

Warum? Ständiges Grübeln, Ärgern und Sorgen machen alles nur noch schlimmer. Wenn Du es schaffst, etwas weniger in kreisenden Gedanken festzuhängen, machst Du geistige Ressourcen frei für die Suche nach einer echten Lösung. Denn: Grübeln hält Dich davon ab, in die Zukunft zu schauen, Ärgern ist eine Sackgasse der schlechten Laune und Sorgenmachen bringt rein gar nichts – außer Gedanken wie „Wenn ich zeige, dass ich unzufrieden bin, findet mein:e Chef:in mich bestimmt blöd oder kündigt mir direkt – es hilft doch eh alles nichts“ – und so weiter. So kommst Du niemals zu einer Lösung, malst Dir dabei aber in Gedanken die Welt noch wesentlich schwärzer, als sie ist.  

Okay – und dann? 

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Arbeitsklima ist Team- und Führungssache

Frage Dich zunächst: Gibt es eine realistische Chance, etwas so zu verändern, dass es echte Auswirkungen auf das Arbeitsklima im Team hat? Erkennen auch andere das Problem und sind sie gewillt, etwas zu verändern? Strukturelle Veränderungen brauchen Zeit und kosten viel Mühe vom gesamten Team – sind aber meistens denkbar. Menschliche Charaktere hingegen wandeln sich erfahrungsgemäß eher selten grundlegend.  

Nehmen wir erstmal an, Du siehst eine Chance für eine Veränderung. Gibt’s Kolleg:innen, denen es genauso geht wie Dir? Tut euch zusammen und überlegt, welche Lösungen für Euch möglich wären und wie Ihr dazu beitragen könnt. Jedes Anliegen hat mehr Chancen, ernstgenommen zu werden, wenn mehrere Menschen dahinterstehen. Habt ihr konkrete Umsetzungsvorschläge – ab zur Führung.  

Wenn es jedoch um unkollegiales oder respektloses Verhalten seitens der Kolleg:innen oder der Führung geht: Klar, solltest Du es ansprechen, Deine Grenzen klar ziehen und konkrete Bitten formulieren, aber wenn Du merkst, dass Du damit nicht weiterkommst, hilft womöglich nur noch: Distanz.

Psychische Belastung: Frau vor PC

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz

Die Arbeit ist das, was die Deutschen am meisten belastet. Wie psychische Belastungen entstehen, welche Folgen sie mit sich bringen – und welche Rolle Dein Kopf dabei spielt.

Wenn Du nicht weiterkommst: Abstand und Akzeptanz

Das kann heißen: Kontakt möglichst reduzieren und die „Ein-Ohr-rein-ein-Ohr-raus“-Technik perfektionieren.

Meistens hat respektloses Verhalten nichts mit Dir als Person zu tun, sondern damit, dass die Menschen sich selbst nicht im Griff haben. Gedanklich Abstand wahren lässt sich üben, und kann helfen, wenn die Vorteile im Job überwiegen oder Du nun mal darauf angewiesen bist. Das gilt natürlich nur, solange es nicht um Mobbing geht oder Dich das Ganze nicht psychisch fertig macht – das wäre nämlich definitiv ein Grund, um zur HR-Abteilung zu gehen oder zu kündigen.  

Abstand kann auch bedeuten, eine Weile Dienst nach Vorschrift zu machen und sich gedanklich so weit wie möglich rauszuziehen. Vielleicht kannst Du auch etwas mehr im Homeoffice arbeiten. Ist das Unternehmen groß genug, lässt sich womöglich das Team oder die Abteilung wechseln.  

Im schlimmsten Fall: Rückzug einleiten. Manchmal hilft nur noch eins: Raus da. Und zwar spätestens dann, wenn Du chronisch überlastet bist oder sich körperliche oder psychische Beschwerden melden. Am besten aber schon vorher. Kein Job der Welt ist es wert, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Verschaffe Dir lieber eine Verschnaufpause, und überlege in Ruhe, wie Du aus dem toxischen Arbeitsklima rauskommen kannst. Auch hier gilt: Grübeln, Ärgern und Sorgen helfen Dir nicht weiter. Lieber für eine begrenzte Zeit hinsetzen und konkrete Lösungen überlegen und angehen – und dann etwas anderes machen, was Dir gerade wichtig ist oder Freude bereitet.

Matthews, G. & Wells, A. (2004). Rumination, depression and metacognition: The S-REF model. In: C. Papageorgiou & A. Wells (Eds.). Depressive Rumination: Nature, Theory and Treatment. Chichester, UK: Wiley. 

Rudow B. (2014): Die gesunde Arbeit. Psychische Belastungen, Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation. 3. Auflage. De Gruyter Oldenbourg, München.

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