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Kreativität im Team fördern? Vier Maßnahmen – und ein Trick

Kreativität braucht vor allem eins: Loslassen. Das zeigen viele Studien. Wie sich die Erkenntnisse aus der Forschung auf den beruflichen Alltag übertragen lassen – und wie Du Deinem Team zu mehr guten Ideen verhilfst.

Teamwork

Die besten Ideen kommen, wenn wir uns bewegen – nicht umsonst waren Darwin, Nietzsche, Beethoven oder Steve Jobs obsessive Spaziergänger. Wer im Beruf Einfallsreichtum zeigen muss, erlebt nicht selten, dass eine kurze Weg-vom-Schreibtisch-Ablenkungspause hilft, eingefahrene Denkpfade zu verlassen und auf neue Ideen zu kommen.   

Bewegung macht also erfinderisch. Das bestätigt auch das Forschungsteam rund um Marily Oppezzo: Vier Experimente zeigten, dass selbst das Gehen auf dem Laufband die Kreativität der Proband:innen signifikant ansteigen lassen kann.    

Auch beim Duschen oder Joggen sind kreative Durchbrüche nicht selten, sowie bei Müdigkeit oder im Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Dann sind wir nämlich gänzlich in den mind-wandering Modus versunken: Du fokussierst Dich auf nichts Bestimmtes, lässt Deinen Gedanken freien Lauf. Loslassen hilft, kreativer zu denken. 

Kreativität, mind-wandering und Fokus

Aber Vorsicht: Gedankenwandern kann Nebenwirkungen haben. Die Forschung zeigt, dass mind-wandering nur dann für uns gut ist, wenn es konstruktiv genutzt wird und wir damit nicht übertreiben. Verstricken wir uns zum Beispiel in kreisende Gedanken, grübeln zu lange über Probleme und sind gedanklich nicht bei der Sache, kann das zulasten unserer Stimmung gehen – wie Metakognitions-Expert:innen längst wissen. Zu viel mind-wandering bringt uns weg von der Realität – was uns Menschen unglücklich zu machen scheint.  

Gute Ideen müssen zudem ausgearbeitet, getestet, umgesetzt werden. Im fokussierten Zustand suchen wir systematischer nach Lösungen, wir eignen uns Wissen an, das unbewusst weiter in uns arbeitet – um sich etwa beim Duschen oder Joggen in neuen Gedanken zu entladen. Wir brauchen eine gute Mischung aus Fokus und Loslassen, und auch für unsere Kreativität ist das wohltuend.

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Kreativität in der Arbeitswelt

Gute Ideen zahlen sich in allen Branchen aus. Gerade in der schnellen und unsicheren Arbeitswelt von heute, die auf Technologie und Innovation baut, sind sie gefragt wie noch nie. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden also kreativer machen, fragt sich manch eine Führungskraft. Manche setzen auf flexible Arbeitstische, in der Hoffnung die Abwechslung sorge für bessere Ideen, oder veranstalten jede Woche Brainstormings und Kreativ-Workshops.  

Solche gut gemeinten Maßnahmen lösen allerdings öfter Stress aus als Innovationen zu fördern. Wer auf geniale Einfälle hofft, sollte bedenken, dass Kreativität individuell ist: Extravertierte blühen oft unter Druck auf, sie lieben die Herausforderung, oft prokrastinieren sie, jedoch auf fruchtbare Weise – sie warten, bis sich die guten Ideen sozusagen zusammenbrauen, dann legen sie los. Introvertierte brauchen eher Ruhe zum Nachdenken, Freiraum zum Spielen und Abschalten.  

Deshalb geht es zunächst darum, die richtigen Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit sich unterschiedliche Persönlichkeiten entfalten können. Übrigens: Je unterschiedlicher, desto besser.  Besteht ein Team aus Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Identitäten, kann es vor Ideen nur so sprühen – vorausgesetzt, diese Menschen fühlen sich sicher genug, diese auch äußern zu können.  

Und hier kommen wir zum Kernpunkt: Wer Kreativität will, muss dafür sorgen, dass Menschen sich wohlfühlen – allgemein, aber auch damit, potenziell blöde Ideen zu äußern, die ins Nichts führen. Also, welche Bedingungen braucht es, um Teams kreativer zu machen?

1. Reduziere Stress, aber schaffe Verbindlichkeit

Selbst Menschen, die unter Druck die besten Ideen abliefern, brauchen regelmäßig eine Verschnaufpause. Stress ist der Kreativitätskiller schlechthin: Wer vor einem Tiger flieht, hat keine Zeit zum Ideen wälzen, wer um sein Leben rennt, hat keine Zeit, nach links und rechts zu gucken. Reduziere daher unnötigen Druck, Anrufe nach Feierabend, Überstunden, lange Meetings, Micromanaging, Unterbrechungen, Multitasking und all diese Dinge, von denen du weißt, dass sie nur stressen. Schaffe aber auch Verbindlichkeit und Deadlines. Gute Ideen sollen schließlich nicht verpuffen. Wenn die Ideen der Mitarbeitenden auch zu etwas führen, motiviert das natürlich zu mehr Kreativität und Engagement.

2. Lerne den richtigen Umgang mit Stress

Ganz um Stress kommt man in vielen Bereichen natürlich nicht herum und das sollte auch gar nicht das Ziel sein. Ein wenig Stress gehört zum Leben und bringt uns dazu, Leistung zu erbringen, aktiviert uns sozusagen. Ein gesunder Umgang mit Stressoren hängt im Wesentlichen von den metakognitiven Fertigkeiten ab – sprich, was Menschen so gedanklich machen. Davon können ganze Teams profitieren. Denn wenn wir in stressigen Situationen metakognitive Fertigkeiten nutzen, können wir gelassener mit ihnen umgehen, gewinnen mehr Freiraum im Kopf – der auch für Kreatives genutzt werden kann. So lassen sich auch ergänzende Entspannungs-Methoden besser nutzen – denn Stressmanagement beginnt im Kopf. 

3. Eine konstruktive Fehlerkultur muss her

Kreativität basiert auf Abweichung von der Norm, nicht darauf, Regeln zu folgen. Um kreativ zu sein, müssen die Menschen das Gefühl haben, für Fehler nicht bestraft zu werden. Und dafür braucht es … 

4. … psychologische Sicherheit

Kreative Menschen haben eins gemeinsam: Sie haben regelmäßig jede Menge schlechter Ideen – bis ihnen eine gute kommt. Doch müssen die schlechten erstmal ausgesprochen und manchmal auch ausprobiert werden. Wenn das Unternehmensklima einen solchen Umgang mit Ideen nicht hergibt, werden kreative Prozesse ausgebremst. Fühlen sich die Menschen im Team nicht frei, gibt es kein vertrauensvolles und wertschätzendes Miteinander, bringen auch Kreativ-Workshops eher wenig. Dabei ist ganz maßgeblich auch die Führung gefragt.

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5. Zu guter Letzt: Der „Ich frage für einen Freund“-Trick

Und noch ein Trick: Wenn es darum geht, welche Richtung das Unternehmen einschlagen soll, tappen Menschen schnell in so manche Denkfehler. Zum Beispiel:  

  • die „Wir haben es schon immer so gemacht“-Leier, 
  • die „Wir haben aber schon so viel dran gearbeitet, wir können doch jetzt nicht den Kurs wechseln“-Blockade, 
  • oder auch die „Wenn wir scheitern, tragen wir am Ende die Verantwortung“-Angst.  
      

All das kann schon im Ideen-Stadium gedanklich hemmen. Ein bekannter Trick in Kreativen-Kreisen: Tut so, als würde es nicht um Eure Firma gehen. Denkt Euch ein imaginäres Unternehmen aus und spielt die Consultants, die versuchen, den besten Plan für irgendein Unternehmen zu entwerfen. Die Ideen werden deutlich freier fließen.  

Christoff, K., Irving, Z., Fox, K. et al. Mind-wandering as spontaneous thought: a dynamic framework. Nat Rev Neurosci 17, 718–731 (2016). https://doi.org/10.1038/nrn.2016.113  

McMillan, R. et al (2013). Ode to positive constructive daydreaming. Frontiers. Psychol., 23 (3). https://doi.org/10.3389/fpsyg.2013.00626  

Oppezzo, M., & Schwartz, D. L. (2014). Give your ideas some legs: The positive effect of walking on creative thinking. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 40(4), 1142–1152. https://doi.org/10.1037/a0036577  

Shofty, B., Gonen, T., Bergmann, E. et al. The default network is causally linked to creative thinking. Mol Psychiatry 27, 1848–1854 (2022). https://doi.org/10.1038/s41380-021-01403-8 

Sun, J. et al. (2021). The bright side and dark side of daydreaming predict creativity together through brain functional connectivity. Human Brain Mapping 43 (3), 902–914 (2022). https://doi.org/10.1002/hbm.25693 

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