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BGM: „Ohne die Führungskräfte geht es nicht“

Renate Weier hat den BGM-Bereich der DRK Kliniken in Berlin aufgebaut. In diesem kurzen Gespräch verrät sie, was alles dazugehört und wie Betriebliches Gesundheitsmanagement auch kurzfristig funktionieren kann.

Interview

Wie sind Sie in Ihrer Laufbahn zum Bereich BGM gekommen?

Ich war Referentin der Personalabteilung und die Geschäftsführung ist auf mich zugekommen, ob ich den BGM-Aufbau machen möchte. Da ich das Unternehmen lange und gut kenne, habe ich mich über die neue Aufgabe gefreut. 

Wie sieht Ihr beruflicher Alltag zur Zeit aus?

Ich bin nah an den Mitarbeitern dran und recherchiere, wo Belastungen am Arbeitsplatz bestehen. Dort bieten wir dementsprechend Gesundheitsprogramme an wie Stressbewältigung, Ergonomie-Beratung, gesundes Führen, Ernährungsberatung, Deeskalationsmanagement, Supervision und vieles mehr. Ich bin zudem sehr viel zum Thema Betriebliches Eingliederungsmanagement unterwegs – das lässt sich gut mit den BGM-Angeboten vernetzen. 

Wie sind die DRK Kliniken im Bereich BGM aufgestellt – und welche Herausforderungen gibt es momentan?

Wir sind 2,5 Beschäftigte. Ein Mitarbeiter kümmert sich ausschließlich um den Aufbau eines Deeskalationsmanagements. Eine Herausforderung im Moment ist die Durchführung von Workshops bei der belastenden Tätigkeit in der Pflege. Die Workshops sollen darin unterstützen, wie mit Belastungen besser umzugehen ist – sie sollen keine zusätzliche Last sein. Daher finden sie ausschließlich in Kleingruppen, in kurzer Zeit (max. 4 Stunden) und in der Arbeitszeit statt.

Stichwort Belastung: Wie erkennt man frühzeitig, dass das Personal überlastet ist – und wie kann man – gerade bei solch intensiver Arbeit wie Pflege, wo es ohne starke Belastungen gar nicht geht – am besten entgegenwirken? 

Belastung frühzeitig erkennen geht nur in Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten, die viel von unserer Arbeit im BGM halten und die ihre Mitarbeiter ermuntern, unsere Workshops zu besuchen. Wir gehen auch auf die Stationen und beraten zum Beispiel bezüglich Ernährung oder Ergonomie vor Ort.

„Man kann mit kleinen Dingen große Erfolge erzielen, ...“

Was war die beste Erfahrung, die Sie in Bezug auf BGM gemacht haben?

Dass das BGM von der Geschäftsführung gewollt wird. Und dass uns Vertrauen entgegengebracht wird und wir dadurch selbstständig agieren können.

Wenn wir von BGM sprechen, geht es oft um Maßnahmen wie Yogakurse oder Vorträge, doch BGM ist deutlich komplexer. Wie sollten Unternehmen oder andere Institutionen vorgehen – womit fangen sie am besten an und wie finden sie passende Maßnahmen?

Uns geht es im BGM in erster Linie nicht um Maßnahmen, obwohl wir auch die anbieten, wie Yoga, Qigong, Pilates oder Fahrradleasing. Wir denken vor allem an den gesunden Arbeitsplatz (Rücken, Stress, Entspannung, Pausen). Meine Empfehlung ist: Bei einer Bedarfsanalyse zu beginnen. Was brauchen die Mitarbeiter, wo sind die Belastungen, was sind die Wünsche? Und dann einen Zeitstrahl mit Prozessschritten vorbereiten und bekannt machen. Dazu muss man natürlich die Vorgesetzten gewinnen – ohne die Zustimmung der Führungskräfte kann man BGM nicht zielführend durchführen. 

Unternehmen, die BGM-Maßnahmen einführen, wünschen sich oftmals schnelle Erfolge – bringt BGM nur langfristig etwas oder kann man auch mit kleinen Dingen schnell positive Effekte erzielen?

Man kann mit kleinen Dingen große Erfolge erzielen, das kostet jedoch etwas. Kurze Workshops anbieten, passende Schreibtische, passende Stühle, einen Zuschuss für Ernährungsberatung (in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse). Und was auch ganz wichtig ist: Sich die Zeit zum Zuhören zu nehmen. 

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