Konflikte im Job sind nahezu unvermeidbar und können sehr belasten – und oft sogar krankmachen. In einer Befragung unter österreichischen Angestellten gaben knapp 50 Prozent an, dass Stress am Arbeitsplatz bei Ihnen regelmäßig zu starken Kopfschmerzen führt. Auch Verdauungsbeschwerden bei den Mitarbeitern waren keine Seltenheit.
Warum setzt uns Stress mit dem Vorgesetzten so zu?
Stress mit dem Vorgesetzten geht uns besonders stark an die Nieren. Kein Wunder: Längst nicht jede Führungskraft kann tatsächlich gut führen und beherrscht die Feinheiten menschlicher Kommunikation. Zugleich ist uns gerade die Beziehung zu unserer Führungskraft sehr wichtig, schließlich entscheidet sie über unsere berufliche Zukunft.
Da wir sehr viel Zeit und Einsatz in unsere Arbeit investieren, wünschen wir uns naturgemäß zumindest ein wenig Anerkennung und Wertschätzung. Bleiben diese aus oder erfahren wir womöglich sogar respektloses Verhalten von Vorgesetzten, sind wir eben frustriert, wütend, bekommen Ängste, Fehler zu machen oder gekündigt zu werden. Das kann uns den Arbeitsalltag noch stärker vergiften, zu noch mehr zwischenmenschlichen Spannungen und auch zu starker psychischer Belastung führen.
Wie kannst Du künftig besser mit stressigen Situationen am Arbeitsplatz umgehen?
Oft schlagen Führungsverantwortliche schlicht aufgrund von Überlastung einen raueren Ton an. Teams zu führen ist eine stressige Aufgabe, auf die viele nicht richtig vorbereitet sind. Führungskräfte stehen oft unter starkem Druck, vor allem, wenn sie sich ebenfalls nach oben hin rechtfertigen müssen. Das heißt nicht, dass aggressives oder respektloses Verhalten von Vorgesetzten einfach hinzunehmen ist, aber für die eigene Seelenruhe hilft es oft, zu verstehen: Meist hat das Ganze nichts mit Dir persönlich zu tun.
Mobbing solltest Du allerdings auf keinen Fall einfach hinnehmen. Gegen persönliche Angriffe solltest Du Dich wehren und Deine Grenzen deutlich machen. Es ist besonders wichtig, das Mobbing für andere sichtbar zu machen und zum Beispiel, Dir Zeug:innen zu suchen und Beweise zu sammeln – und wenn das Problem anhält, auf jeden Fall eine übergeordnete Instanz einzuschalten, wie zum Beispiel den Betriebsrat. Mobbing kann psychisch sehr zusetzen, sodass eine Krankschreibung wegen Stress und womöglich sogar Kündigung in manchen Fällen vermutlich empfehlenswert sind.
Auch bei andauerndem Stress mit dem Vorgesetzten gibt es Möglichkeiten, die Situation wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Was du tun kannst, um mit dem Stress umzugehen?
Versuche, Nachsicht walten zu lassen
Je nachdem, wie schlimm es ist, kann das zugegebenermaßen schwerfallen. Doch oft resultiert unser Verhalten aus dem, was wir durch unser Umfeld gelernt haben, dem Druck, der auf uns lastet und unserem Reflexionsvermögen. Unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel starkem Stress, kann theoretisch jede:r von uns zu einem Ekelpaket werden. Das im Hinterkopf zu behalten, könnte Dir helfen, Dich stärker von anstrengendem Verhalten Deiner Führungskraft abzugrenzen und öfter die Ein-Ohr- rein-ein-Ohr-raus-Taktik anzuwenden.
Tausche Dich mit Kolleg:innen aus
Das Gespräch mit anderen kann helfen, den Konflikt besser einzuordnen und neue Denkanstöße zu erhalten. Oder zumindest Dampf abzulassen. Aber Vorsicht. Tappe bitte nicht in die Falle der „sozialen Ansteckung“. Sprich: Redet Euch nicht so lange um Kopf und Kragen, bis es Euch allen noch schlechter geht als vorher.
Nimm Abstand von Deinen Emotionen
Ja, ruhig bleiben fällt schwer, gerade, wenn Dein Chef oder Chefin ungerecht agiert. Impulskontrolle ist allerdings eine wichtige Fähigkeit, vor allem am Arbeitsplatz. Bevor Du also auf dem Dampfer frischer Emotionen direkt das klärende Gespräch suchst – atme kurz durch, schlaf eine Nacht drüber. Eine losgelöst achtsame Haltung hilft, nicht zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen und gibt Deinen Emotionen die Möglichkeit, sich selbst zu regulieren.
Bleibe professionell
Das heißt zum Beispiel eine angebrachte Wortwahl, aktives Zuhören und Ausredenlassen des Gegenübers – und konstruktive Vorschläge. Auch hier hilft Losgelöste Achtsamkeit, inneren Abstand zu Deinen Gedanken zu bekommen, wenn sie gerade ganz und gar nicht professioneller Natur sind 😊
Achte auf Deine Grenzen
Auch am Arbeitsplatz solltest Du Deine eigenen Bedürfnisse nicht ganz hintenanstellen. Mache Deiner Führungskraft höflich klar, wie Du nicht behandelt werden willst. Wenn sie nicht darauf eingeht, hast Du immer noch die Entscheidung: Akzeptierst Du die Gegebenheiten und lernst, Dich abzugrenzen – oder versuchst, Dein Glück woanders zu finden, weil Dir Deine Würde und Deine psychische Gesundheit wichtiger sind. Was Du jedenfalls nicht machen solltest: Ewig grübeln und Dich ärgern – das ändert nichts und macht aus einer blöden Situation oft eine unerträgliche.
Hilfreiche Tipps für Deinen persönlichen Umgang mit Stress findest Du übrigens in unseren Methoden zum Stressmanagement.
Konflikte und Stress mit dem Vorgesetzten mit der LEAF-Methode lösen
Für eine konstruktive Konfliktlösung eignet sich die LEAF-Methode von Jeremy Pollock. Im Idealfall kann der Stress mit dem Vorgesetzten in kurzer Zeit aus dem Weg geräumt werden. Das englische Akronym LEAF steht für die folgenden Schritte:
Listen (zuhören): Achte darauf, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und offen zu bleiben.
Empathize (hineinversetzen): Es ist wichtig, gedanklich wirklich bei Deinem Gegenüber zu bleiben und Dich von Deinen Vorurteilen oder Vorstellungen über den möglichen Gesprächsverlauf zu lösen.
Apologize (entschuldigen): Hast Du etwas falsch gemacht, solltest Du natürlich auch einräumen, dass Du nicht perfekt gehandelt hast – ohne dass direkt eine Rechtfertigung folgt.
Fix (reparieren): Hier gilt es, konstruktive Lösungen vorzuschlagen, auf die sich beide Seiten einigen können. Wie können wir das gemeinsam besser machen? Das wäre eine gute Leitfrage.
Konflikte haben auch ihr Gutes
Konflikte sind oft unschön, aber tragen auch ein enormes Entwicklungspotenzial in sich. Sie können Kreativität und Innovationen freisetzen, Raum zum Lernen und Wachsen bieten. Auch hier ist die Haltung der Losgelösten Achtsamkeit der goldene Schlüssel: Abstand zu unangenehmen Gedanken hilft uns, Probleme gezielter anzugehen, wenn sie sich lösen lassen. Oder sie zu akzeptieren, wenn nicht – statt uns unnötig verrückt zu machen. So bleiben wir auch bei Stress mit dem Vorgesetzten mental flexibel und können der Welt entspannter begegnen.