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Social Proof: Die Nachahmung

Wenn mehrere Menschen stehen bleiben und nach oben schauen, bleiben wir dann auch stehen und schauen nach oben? Ganz bestimmt. Dafür sorgt der tief in uns Menschen verankerte Herdentrieb. Welche Situationen das noch betrifft und wie wir trotzdem selbstbestimmt Entscheidungen treffen können.

Social Proof

Das Phänomen nennt sich Social Proof: In der Annahme, dass sich andere Menschen angemessen verhalten, ahmen wir sie nach. Je mehr Personen eine Idee gut finden, desto eher sehen wir sie auch als richtig an – auch wenn sie total absurd sein mag. Schuld daran ist der Wunsch nach Zusammengehörigkeit. Diesen tragen wir schon seit Urzeiten in uns, da er früher oft überlebenswichtig war: Waren Menschen gemeinsam auf der Jagd und einer rannte weg, war es für den Rest sicherlich ratsam, ebenfalls wegzulaufen.

Dieses Streben nach Konformität hat 1950 zum ersten Mal der Gestaltpsychologe Solomon Asch in Experimenten nachgewiesen. Versuchspersonen wurden Linien unterschiedlicher Längen vorgelegt. Sie sollten angeben, ob diese kürzer, gleich lang oder länger als eine Referenzlinie waren. Solange die Versuchspersonen allein im Raum waren, entschieden sie sich stets richtig. Gaben eingeweihte Personen eine falsche Antwort, entschied sich auch die Versuchsperson immer häufiger für die falsche Antwort – einzig und allein aufgrund von Gruppendruck. 

Wie merken wir, dass wir unter dem Einfluss des Social Proof stehen? Und ist es immer schlimm? 

Social Proof und die Qual der Wahl

Heutzutage haben wir mehr Streamingdienste als wir noch vor 30 Jahren Fernsehsender hatten. Das gilt nicht nur fürs Fernsehen: Unzählige Informationen und Auswahlmöglichkeiten prasseln täglich auf uns ein. Das macht Entscheidungen nicht gerade leicht. Social Proof kann daher sehr hilfreich sein – allein um weniger Zeit zu verschwenden. Nehmen wir an, wir haben Karten für ein Fußballspiel in einer uns unbekannten Stadt und wissen nicht, wie wir zum Stadion kommen. Folgen wir den anderen Menschen, die aussehen wie Fußballfans oder gehen wir doch lieber genau in die andere Richtung? Richtig, wir folgen natürlich den Massen! 

So funktioniert Social Proof:

  • Wir machen unsere Entscheidungen häufig von Experten und jenen, die als solche gelten  abhängig. Empfehlen uns Zahnärzte zum Beispiel eine bestimmte Zahncreme, spricht man auch hier vom Effekt des Social Proof. 
  • Auch die Werbung setzt auf Prominente und Influencer und ihre Empfehlungen. 
  • Produktbewertungen spielen eine immer größere Rolle bei Kaufentscheidungen. 
  • Die Meinung enger Freunde, Familienangehöriger und vertrauter Personen ist uns wichtig und bietet eine gewisse Rückversicherung.  
  • Die Meinung der Masse übernehmen wir oft, ohne groß zu hinterfragen – “wenn eine Million der Menschen Kunden bei dieser Firma sind oder ein bestimmtes Produkt gekauft haben, können sie sich nicht alle irren.”  

Trotzdem selbstbestimmt bleiben

Manchmal ist es jedoch sinnvoll, mal einen Schritt zurückzutreten und zu reflektieren, ob das, was alle anderen tun, auch wirklich richtig und sinnvoll ist. Wer oft im Team arbeitet, hat es sicherlich oft erlebt: Alle anderen haben ihre Meinung bereits geäußert – und sie weicht erheblich von der eigenen ab. Nicht allen fällt es leicht, mit der eigenen Haltung anzuecken und sich womöglich unbeliebt zu machen – viele verzichten daher, ihre Bedenken zu äußern. Manchmal ist strategische Zurückhaltung eine gute Taktik, doch im schlimmsten Fall können ganze Projekte so an die Wand gefahren werden – wenn niemand genug Mut hat, etwas zu sagen. Es ist also eine Abwägung wert, auch auf die Gefahr hin, schief angeguckt zu werden.  

Von daher: Bleib skeptisch!

Stangl, W. (2021). Stichwort: ‘Social Proof – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. WWW: https://lexikon.stangl.eu/26555/social-proof
Dobelli, R. (2021): Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen. Piper Verlag.
Asch, S. E. (1955). Opinions and social pressure. Scientific American, 193(5), 31–35. https://doi.org/10.1038/scientificamerican1155-31

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