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Gesund führen: So geht’s

Was hat Führung mit Gesundheit zu tun? Ob Mitarbeitende gesund oder überlastet sind, motiviert oder kurz vor innerer Kündigung, hängt maßgeblich von direkten Vorgesetzten ab. Gesund führen: Was sagt die Forschung, was gibt es dabei zu beachten – und was zu vermeiden?

gesund führen

Die Führung und die Fehlzeiten: Sie hängen meist zusammen. Wird eine Führungskraft einer Abteilung mit einer hohen Fehlzeiten-Quote in eine mit niedrigem Krankenstand versetzt, pendeln sich die Fehlzeiten bald auch hier auf ein ähnliches Niveau ein. Führungskräfte nehmen ihren Krankenstand meistens mit, wie die berühmte VW-Studie zur gesunden Führung bereits 2001 zeigte.  

Der Zusammenhang wurde zahlreich bestätigt, etwa von dem Geva-Institut, das 250 deutsche Unternehmen untersuchte. In jenen mit hohen Fehlzeiten waren über 60 Prozent der Mitarbeitenden mit ihren Führungskräften unzufrieden. Eine weitere Studie verglich identisch gestresste Personen mit viel oder wenig Unterstützung durch Vorgesetzte und das Team. Unter den ersten zeigten nur 17 Prozent der Beschäftigten psychosomatische Beschwerden – im zweiten Fall ganze 57 Prozent. Mit schlechter Führung steigt das Risiko für Erschöpfung, psychosomatische Beschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant.

Gesund führen: Oft fehlt das Bewusstsein

Der Einfluss der Führung ist für viele längst kein Geheimnis. Die BGM-Trendstudie der Techniker Krankenkasse „#whatsnext“ zeigte: Neun von zehn Befragten sehen das Engagement ihrer Vorgesetzten als den wichtigsten Faktor für die Förderung der Mitarbeitergesundheit.  

Die Daten offenbaren aber auch: Die Führungskräfte selbst unterschätzen massiv ihren Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden. Oft fehlt das Bewusstsein, dass die Führung nicht nur die Motivation, sondern auch die Gesundheit der Mitarbeitenden entscheidend prägt. Natürlich variiert das je nach Branche und Größe des Arbeitgebers. In vielen Konzernen gehören Trainings für Führungskräfte inzwischen zum Standard. Oft fehlen sie jedoch dort, wo es gesunde Führung am meisten bräuchte: In Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Behörden, wo der Krankenstand besonders hoch ist. Dort gehören Überlastung und Stress nicht erst seit der Corona-Pandemie zum Alltag.

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Wie steht's um BGM in deutschen Unternehmen?

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Definition: Was heißt eigentlich gesunde Führung?

Sind wir ehrlich, wissen wir alle, was die eigene Gesundheit am Arbeitsplatz gefährden kann: Häufige Überstunden ohne Ausgleich, Präsentismus, überhöhte Erwartungen, unklare Anforderungen und unrealistische Ziele oder auch Geringschätzung und PR-Sprache statt ehrlicher und menschlicher Kommunikation. Die direkte Führungskraft kann Stress entweder verstärken, zum Beispiel durch extreme Kontrolle und mangelnde Wertschätzung – oder lindern, indem sie hilft, Belastungen zu kompensieren.  

Gesunde Führung wirkt auf verschiedenen Ebenen: Durch direkte Kommunikation und Verhalten, durch die Schaffung gesunder Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt fungiert die Führungskraft auch als Vorbild.  

Was außerdem zur gesunden Führung dazu gehört:

  • Überlastung frühzeitig erkennen und vorbeugen 
  • Offen über Belastungen und Stress sprechen  
  • Klare und transparente Kommunikation 
  • Klare Ziele und Aufgaben  
  • Wertschätzung, Menschlichkeit und Rücksichtnahme 
  • Freiräume und Vertrauenskultur  
  • Realistische Erwartungen, vor allem was Workload und Erreichbarkeit angeht   
  • Sachliche Handhabung von Konflikten  

Oft übersehen wir jedoch, dass gesunde Führung im Kopf anfängt. Führung ist zum großen Teil Selbstführung hinter dieser Binsenweisheit steckt mehr, als vielen bewusst ist. Gesund führen beginnt nicht erst, wenn Maßnahmen eingeführt werden. Um gesund führen zu können, müssen wir wissen: Wie ticke ich? Wie ticken meine Mitarbeitenden und wie reagiere ich adäquat in schwierigen Situationen? Wie gehe ich produktiv mit Stress um, ohne diesen zu pathologisieren? Wir müssen lernen, Probleme richtig zu beurteilen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Nur so lassen sich passende Maßnahmen auswählen und nur so stellt man sicher, dass sie tatsächlich wirken.  

Wie führe ich denn nun gesund? 5 Tipps für gesunde Führung:

  1. Metakognitive Fähigkeiten schärfen   

Nicht abschalten können, getroffene Entscheidungen anzweifeln, das gedankliche „mit-nach-Hause-nehmen“ der Arbeit, hoher Zeitaufwand für Aufgaben, fehlender Fokus, Schlaflosigkeit – nur eine kleine Auswahl dessen, was der dysfunktionale Einsatz von mentalen Fähigkeiten zur Folge haben kann. Für jene, die ganze Teams führen, ist es umso wichtiger, an den eigenen metakognitiven Fertigkeiten zu arbeiten und zu wissen: Wie laufen Denkprozesse, wann laufen sie falsch und wie wirke ich dem entgegen? Ein produktiver Umgang mit den eigenen Denkroutinen hilft, Denkfallen zu vermeiden, sorgt für ein besseres Stressmanagement und legt die Grundlage für ein gesundes Verhalten – und gesunde Führung.  

  1. Selbstmanagement betreiben: Vorbild für andere sein 

Von einer Aufgabe, Beschwerde oder Meeting zum nächsten hetzen, stets ansprechbar und erreichbar bleiben und dabei den Überblick behalten und etwas Produktives schaffen? Gerade im Pandemie-Notbetrieb zwischen überfüllten Krankenhäusern und Homeoffice-Pflicht tendieren nicht wenige dazu, sich zu überarbeiten. Doch wie es so schön im Englischen heißt: You cannot pour from an empty cup. Als Führungskraft ist eine gewisse Psycho- und Verhaltenshygiene besonders wichtig, allein um den eigenen Stress nicht an den Mitarbeitenden auszulassen. Heißt: Regelmäßige Pausen einlegen, für Erholung sorgen und den Tag so strukturieren, dass man nicht immer nur Feuer löscht und Multitasking betreibt, sondern auch mal konzentriert arbeiten kann. Nicht krank zur Arbeit erscheinen. Menschen haben, bei denen man sich ehrlich über den Job aussprechen kann. Delegieren! Und natürlich: Bewusst – und rechtzeitig – Feierabend machen.  

  1. Das Thema Gesundheit für alle zur Priorität machen 

Mitarbeitergesundheit braucht Strukturen und Rahmenbedingungen, die im ganzen Unternehmen zum Standard gehören sollten. Dazu können auch ergonomische Stühle gehören – oder die Regelung, dass Mitarbeitende nach Feierabend oder im Urlaub nicht angerufen werden. Doch meist reicht eine einfache Maßnahme nicht, wenn Stress und Zeitdruck zum Alltag gehören. Wer das Thema Gesundheit ernst nimmt, braucht einen ganzheitlichen Blick – auch um sicher zu stellen, dass Probleme erkannt und passende Maßnahmen ausgewählt werden.   

  1. Mitarbeitende einbinden – und Feedback umsetzen 

Regelmäßiges, häufiges, klares und wertschätzendes Feedback ist wichtig für Mitarbeitermotivation. Genauso wichtig ist es, mit den Mitarbeitenden direkt über das Thema Gesundheit zu sprechen und ihre Perspektive standardmäßig einzubinden. Sie wissen meist am besten, was schiefläuft und wie es besser ginge. Regelmäßige Befragungen sollten neben einer Gefährdungsbeurteilung dazugehören und Probleme möglichst bald adressiert werden – damit sie nicht größer werden und die Mitarbeitenden sich gehört fühlen.  

  1. Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz  

Gerade Teams, die viel leisten, ob im Büroalltag, im Homeoffice oder im Pandemie-Notbetrieb, brauchen psychologische Sicherheit: Das Gefühl, nicht für Fehler oder menschliches Verhalten wie Müdigkeit und Überlastung bestraft zu werden. Mit Wertschätzung, Vertrauen und Menschlichkeit lässt sich viel unnötiger Stress vermeiden – was die Motivation und auch die Produktivität spürbar erhöhen kann. 

Mental fit im Arbeitsalltag

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Nieder, P. (2000). Führung und Gesundheit. Die Rolle des Vorgesetzten im Gesundheitsmanagement. In: U. Brandenburg, P. Nieder & B. Susen (Hrsg.), Gesundheitsmanagement im Unternehmen: Grundlagen, Konzepte und Evaluation (S. 149-161)
Franke F, Felfe J. Diagnose gesundheitsförderlicher Führung – das instrument health-oriented leadership. In: Badura B, Ducki A, Schröder H, Klose J, Macco K, editors. Fehlzeitenreport 2011. Heidelberg: Springer; 2011. p. 3–13. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21655-8_1.
Stadler, P., Strobel, G. and Hoyos, C.G., 2000. Psychische Belastung von Mitarbeitern-die Rolle des Fuhrungsverhaltens. Ergo med, 24, pp.136-142.
Stadler, P. and Spieß, E., 2002. Mitarbeiterorientiertes Führen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz, hrsg. von Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Dortmund/Berlin/Dresden
Judge, T.A. and Piccolo, R.F., 2004. Transformational and transactional leadership: a meta-analytic test of their relative validity. Journal of applied psychology, 89(5), p.755.
https://www.welt.de/print-welt/article633660/Klage-ueber-unfaehige-Chefs.html
https://news.ki.se/poor-leadership-poses-a-health-risk-at-work
https://www.tk.de/resource/blob/2033608/c27f647a9999aaaa8c9bce15e31ae1f5/whatsnext-data.pdf
https://mediendb.ecomed-storck.de/ecomedMedizin/texte/leseprobe/9783609100241_leseprobe_04.pdf
https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-642-21655-8_1
https://t3n.de/consent?redirecturl=%2Fnews%2Fportugal-chefs-nach-feierabend-anrufen-1427135%2Fhttps://hbr.org/2017/01/the-neuroscience-of-trust

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